Archive for August 2015

Margarete fühlt sich überflüssig

30. August 2015

childs-room-536936_1280Margarete ist 46 Jahre, sie ist verheiratet und hat zwei Töchter: 24 und 19 Jahre. Sie hat ganz für die Kinder und den Mann gelebt, was das Herz und die Seele der kleinen Familie. Sie selbst kommt aus einer sehr kinderreichen Familie, sie hat 5 Geschwister, die allerdings ziemlich in der Weltgeschichte verstreut leben, nur ein Bruder, Single und kinderlos, lebt hier in Graz in ihrer Nähe. Ihre Kinder, oft krank, besonders die Ältere, haben viel von ihrer Fürsorge gebraucht, sie war mit ihnen bei Ärzten und in Krankenhäusern, hat sich um die Ernährung und Freizeit gekümmert, und sie hat es geliebt, das zu tun.

Das ist jetzt alles anders: die jüngere Tochter lebt bei ihrem Freund und hat ein Baby, und die ältere wohnt zwar offiziell noch zuhause, ist aber selten daheim. Ihr Mann Erich arbeitet viel, und so kommt es, dass Margarete auf einmal sehr viel alleine ist. Und sie weiß nicht, was sie mit sich anfangen soll.

nest-523545_1280Das ist eine Phase, die wir “Leeres-Nest” nennen, und sie kommt bei den meisten Eltern irgendwann. (Wenn sie nicht kommt und die Kinder bleiben, ergeben sich andere Probleme…) Und das leere Nest betrifft vor allem die Frauen, wenn sie sich sehr für die Familie engagiert haben. (Die Männer trifft es dann später mehr, wenn sie in Pension gehen.)

Was soll ich mit mir anfangen? Wie beschäftige ich mich sinnvoll? Gehe ich zurück in die Arbeit – werde ich noch einen Job finden, in meinem Alter und mit meiner geringen Erfahrung? Soll ich mich ehrenamtlich engagieren, im Chor singen, zum Sport gehen, eine Ausbildung machen?

Es gibt auf diese Fragen Antworten, aber wir finden sie gewöhnlich nicht gleich. Erst müssen wir durch diese Zeit durch, und sie ist nicht leicht. Aber ich kann Ihnen versichern: sie geht vorbei! Wir finden etwas Neues, Interessantes, und kommen drauf, dass das Leben noch viel mehr zu bieten hat als Sorge um die Familie.

Wenn Sie dieses Phänomen selbst kennen oder von jemandem wissen, der/die es hat, dann zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren. Ich helfe Ihnen oder Ihren Bekannten durch diese Phase, nehme mir viel Zeit, um das Alte zu betrauern und das Neue zu finden. Machen Sie einen Termin aus, ich freue mich darauf, mit Ihnen darüber zu sprechen!

Ich schrei(b) es mir von der Seele

22. August 2015

 writing-110764_1280Schreiben hat sich in den letzten Jahren sehr verändert: Wir beantworten Mails, schreiben, FB-Beiträge, Blogs und Whatsapp-nachrichten, SMS und in der Arbeit vielleicht Dokumente.

Aber immer seltener nehmen wir einen Stift und ein Papier und schreiben mit der Hand.

Was ein bisschen schade ist, weil durch den Akt des Schreibens mit einem Stift Dinge besser ins Unbewusste gelangen als digital. Oder auch von dort herauskommen.

Nehmen Sie doch wieder einmal einen Stift und einen Block, fangen Sie mit Kritzeln an, einfach so: Striche, Linien, Kurven, Schnörksel, Buchstaben. Machen Sie das ohne Anspruch auf Kunst oder Originalität, um das zu erleichtern, können Sie die Augen dabei zumachen oder mit der Hand schreiben, die Sie normalerweise nicht so häufig brauchen. Und wenn es fertig ist, werfen Sie es weg. (Wenn Sie jetzt immer noch einen Anspruch auf Kunst haben, dann sind Sie einE hoffnungsloseR PerfektionistIn;)!)

Wenn Sie das eine Weile gemacht haben, können Sie beginnen, Worte zu schreiben (diesmal besser mit der “richtigen” Hand). Schreiben Sie einfach wahllos Wörter auf das Papier, was auch immer Ihnen in den Sinn kommt. Das kann einen Zusammenhang haben, muss aber nicht, oder jedenfalls vordergründig nicht. Schreiben Sie so viele Wörter, wie Ihnen auf dem Blatt gefallen. Dann legen Sie es weg, genug für heute. (aber bitte diesmal aufheben).

Beim nächsten Mal nehmen Sie dieses Blatt wieder heraus und verbinden Sie die Wörter miteinander: machen Sie eine lange Schlange, fangen Sie bei einem Wort an und suchen Sie, welches am besten dazu passt, dorthin machen Sie einen Strich. Dann weiter so, bis Sie alle Wörter miteinander verbunden haben. Wieder genug, bitte wieder aufheben.

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Und am dritten Tag schreiben Sie eine Geschichte oder einen Text, und zwar in der Reihenfolge, die Sie die Wörter aufgereiht haben. Dazwischen darf viel Text sein oder wenig, egal, sie sollen nur alle vorkommen, und das in der von Ihnen gewählten Reihenfolge. Wenn Sie diese Geschichte fertig haben, legen Sie sie bitte ebenfalls weg und lassen Sie mindestens 24 Stunden ruhen, bevor Sie sie wieder anschauen.

Die Ruhephasen dazwischen sind nicht verhandelbar, denn es gibt in uns allen eine KünstlerIn und eine KritikerIn. Und die beiden sollten einander nicht begegnen. Wir brauchen beide, um ein Werk zu schaffen, aber nie gleichzeitig. Die KünstlerIn kann nicht arbeiten, wenn ihr die KritikerIn ständig über die Schulter schaut, und umgekehrt. Darum hat es sich bewährt, die beiden einfach zeitlich voneinander zu trennen, indem wir immer wieder Pausen dazwischen einlegen.

Und dann schauen Sie sich Ihr Werk an: was sagt es Ihnen über sich? Was hat der Text, die Geschichte mit Ihnen zu tun?

Wenn Sie mit jemandem darüber sprechen, kann das sehr hilfreich sein, und wenn Sie mögen, bin ich auch gerne dabei Ihre Gesprächspartnerin. Machen Sie einen Termin für ein Erstgespräch aus, rufen Sie an, mailen Sie oder machen Sie online einen Termin auf. Ich freue mich darauf, mit Ihnen Ihren Text zu studieren und dabei etwas über Sie herauszufinden.

Fallbeispiel: Sandra hat Bulimie

17. August 2015

sprouts-517349_1280Sandra leidet seit langem unter einer Essstörung. Sie ist 36 Jahre alt und hat seit ihrem 14. Lebensjahr unterschiedlich häufig Bulimieanfälle. Zeitweise mehrmals am Tag, dann wieder phasenweise so selten, dass sie die Hoffnung hat, es hätte aufgehört. Aber wenn ihr etwas über den Kopf wächst, etwas zu viel, zu anstrengend, zu unangenehm wird, beginnt sie zu essen, und dann bricht sie, aus schlechtem Gewissen. Das hilft meistens. So etwa 20 Minuten…

Sie kommt zu mir in Therapie, weil sie so nicht mehr weitermachen möchte. Sie hat schon mehrere Therapieversuche hinter sich, die sie alle nur kurz durchgehalten hat. Aber jetzt, sagt sie, möchte sie es „für sich“ machen.

Therapie-Beginn:

Das ist eine gute Voraussetzung, und so beginnen wir damit, Sandras Umgang mit sich selbst zu verbessern. Wir suchen Körperregionen, die sie nicht „hasst“. Sie findet ihre Haare gut, ihre Hände gefallen ihr und sie mag ihre Muskulatur. Sie lernt, diese Regionen auszunehmen, wenn sie Anfälle hat, in denen sie „nichts an sich ausstehen kann“.

Dann wenden wir uns ihrer Persönlichkeit zu, sie merkt, dass sie auch an ihrem Charakter Züge gerne hat: sie ist lustig und umgänglich, verlässlich und immer nett zu den Gästen in dem Hotel, in dem sie als Rezeptionistin arbeitet. Sie beginnt, sich freundlicher zu betrachten und stoppt sich, wenn sie auf sich losgehen will.

Arbeit an der Biographie:

Bei der Arbeit an ihrer Biographie erkennen wir, dass in ihrem Elternhaus Männer und Buben mehr gegolten haben als Frauen und Mädchen, das ging von beiden Elternteilen aus. Die Mutter war selbst nicht sehr feminin und bevorzugte den Bruder deutlich. Der Vater war zu beiden Kindern streng, mochte aber den Bruder anscheinend auch lieber, da er mit ihm “Männersachen” machen konnte. Eine Frau zu werden war also nicht leicht für Sandra, und so beschäftigen wir uns mehrere Monate mit diesem Thema, zu dem sowohl das Frauenbild als auch Sexualität und Beziehungsgestaltung gehören. Sandra hatte mehrere, nicht allzu lange Beziehungen, die sie meist von sich aus abgebrochen hat.

Gleichzeitig suchen wir nach Strategien, mit Unwohlsein so umgehen zu lernen, dass ein Essanfall nicht notwendig wird, und falls es doch zu einem gekommen ist, sich dafür nicht zu bestrafen sondern besonders liebevoll mit sich umzugehen. Das fällt Sandra, wie vielen Menschen, nicht leicht, aber mit der Zeit gelingt es ihr immer besser.

weiter in Therapie…

Sandra ist noch immer in Therapie, wir arbeiten seit etwa einem Jahr miteinander, und ihr Zustand hat sich deutlich gebessert. Aber sie wird noch eine Weile weiterkommen, da bei einem Problem, das über so lange Zeit besteht, die eingefahrenen Muster sehr tief und nicht leicht zu ändern sind. Aber sie ist auf einem sehr guten Weg, sie geht liebevoller mit sich um, kann ihre Fehler leichter wegstecken, ist dabei, einen für sie guten Umgang mit ihrer Familie zu finden und hat seit einigen Wochen einen Freund, mit dem sie sich gut versteht, aber wo sie auch immer wieder Nein sagen kann, wenn sie es braucht.

Sie geht einen guten Weg, sie wird es schaffen!

Wenn Sie in einer ähnlichen Situation feststecken, dann lassen auch Sie sich helfen! Essstörungen sind hartnäckig, und nur wenige Menschen schaffen es ohne professionelle Unterstützung, sich daraus zu befreien. Kommen Sie zu einem Erstgespräch vorbei, rufen Sie mich an, oder machen Sie online einen Termin aus. Ich freue mich darauf, Sie kennenzulernen!

(P.S. Sandra heißt natürlich nicht wirklich so, ihre Daten sind so weit verändert, dass sie nicht zu erkennen ist. Oder so, dass jedeR sich darin ein Stück weit erkennen könnte…)

Der Sichere Ort

10. August 2015

castle-391435_1280Wir haben uns über das innere Kind Gedanken gemacht, wie Sie es kennenlernen und sich um es sorgen können. Das hat ihm sicher gut getan.

Was Sie jetzt noch machen können, ist, diesem Kind einen Ort zu geben, der absolut sicher ist. (Das ist etwas, was nicht nur Ihr inneres Kind brauchen kann sondern wahrscheinlich auch Sie als ErwachseneR).

Stellen Sie sich einen Ort vor, an dem Sie 100% sicher sind. Sie können sich alles ausdenken, was Sie nur wollen: manche Menschen suchen sich eine Höhle, andere einen einsamen Strand, eine Insel, einen Hochsicherheitsraum, einen eigenen Stern, einen Garten mit Mauern herum – lassen Sie Ihre Phantasie spielen, was Sie brauchen könnten, was Ihnen ganz sicher erscheint.

Die Sicherheitsvorkehrungen:

Malen Sie sich diesen Ort gut aus: betrachten Sie, das, was ihn so sicher macht. Das können räumliche Dinge sein (Mauern, Abgelegenheit, Schutzwall,…) oder auch Sicherheitsmassnahmen (Stacheldraht, Wächter, scharfe Hunde, Krokodile,…).

Wie fühlt es sich an, so ganz und gar sicher zu sein? Niemand kann zu Ihnen kommen, den oder die Sie nicht extra eingeladen haben. Nur Sie ganz alleine bestimmen, wer das sein kann. Keine faulen Kompromisse sind notwendig, Sie sind die BeherrscherIn dieser Welt.

Genießen Sie es, sich ganz und gar geborgen zu fühlen, tun Sie, was Sie nur dann tun können, wenn ganz sicher ist, dass Sie ungestört und ungefährdet sind.

immer wieder zurückkommen können …

Wenn es Zeit ist, diesen Ort wieder zu verlassen, dann machen Sie sich bewusst, dass Sie in Ihrer Phantasie jederzeit wieder dorthin zurückkommen können: dieser Ort ist in Ihnen gespeichert, er kann Ihnen niemals genommen werden.

Und tun Sie das auch: kehren Sie immer wieder dorthin zurück, je öfter Sie das üben, desto sicherer werden Sie sich dort fühlen.

für das Innere Kind:

alligator-157146_1280Überprüfen Sie auch, ob das innere Kind denselben Ort braucht wie Sie. Es könnte sein, dass es mehr Krokodile braucht als Sie 😉 – gönnen Sie sie ihm. Oder vielleicht will es einen eigenen Ort, könnte gut sein. Schauen Sie, was Sie brauchen und fragen Sie Ihr Kind, was dieses gerne hätte. Alles ist möglich, es ist Ihre Phantasie!

Wenn Sie Hilfe dabei brauchen, sich einen guten und sicheren Ort vorzustellen, wenn Sie Probleme haben, sich zu entspannen oder mit dem Inneren Kind in Kontakt zu kommen, helfe ich Ihnen gerne dabei. Kommen Sie zu einem Erstgespräch und klären Sie mit mir, was Ihnen helfen könnte. Rufen Sie mich an, schreiben Sie mir oder machen Sie online einen Termin aus. Ich freue mich darauf, mit Ihnen einen sicheren Ort zu finden.

Ablauf einer Psychotherapie: Das Therapie-Ende

4. August 2015

silhouette-811024_1280Wir haben einige Sitzungen, einige Monate oder auch länger miteinander gearbeitet, und irgendwann ist es so weit:

Sie kommen zu der Einsicht, dass die gemeinsame Arbeitszeit langsam zu Ende geht.

Sie haben so ziemlich erreicht, was Sie sich vorgenommen haben, Sie kommen mit den Schwierigkeiten leichter zurecht, Sie fühlen sich deutlich besser und in der Lage, Ihr Leben  ab jetzt wieder ohne professionelle Unterstützung gut zu meistern.

Wie gestalten wir den Abschied?

Sobald Sie den Eindruck haben, dass Sie die Therapie beenden wollen, ist es gut, mir das zu sagen. Wir besprechen dann, wie viele Sitzungen wir noch machen bis zur endgültig letzten. Das kann noch eine sein, manchmal auch mehr, je nachdem, was Sie sich wünschen.

In dieser letzten Arbeitsphase, die genauso wichtig ist wie alle anderen, besprechen wir, was Sie in der Therapiezeit für sich erarbeitet haben und wie Sie das festigen und behalten können.

Wir schauen auf den Menschen, der Sie zu Beginn waren und auf den, der Sie heute sind und erfreuen uns am Unterschied.

Wir besprechen, wie leicht oder schwer es Ihnen fällt, sich von einem Menschen zu verabschieden und loszulassen. Wir überlegen, was Ihnen dabei helfen kann: ein langsames “Ausschleichen” mit noch einer Sitzung im Abstand von ein oder zwei Monaten, eine Geschichte oder Collage unserer gemeinsamen Arbeit, ein Feedback von mir, ein Abschiedsritual, die Möglichkeit, jederzeit wiederkommen oder mich kontaktieren zu können,….

Und dann machen wir es so, wie es für Sie gut ist.

Am Ende steht eine herzliche Verabschiedung, ein beidseitiger Dank für die miteinander verbrachte Zeit, und dann gehen Sie und lassen los.

Sie haben sich bereits in der ersten oder zweiten Stunde die Frage beantwortet: “Wie möchte ich eines Tages die Therapie verlassen, was soll sich geändert haben, wie mag ich dann sein?” –

Freuen Sie sich: Sie sind es!

Wenn Sie auch eines Tages zufrieden mit sich und dem Leben eine Therapie beenden wollen, dann lade ich Sie ein, noch heute den ersten Schritt dazu zu tun: rufen Sie mich an, mailen Sie mir oder vereinbaren Sie online einen Termin für ein Erstgespräch. Damit sind Sie auf dem besten Weg dazu, ein erfolgreiches Therapieende zu erleben!