Ich hoffe, Sie haben ein paar Erfahrungen damit gemacht, Menschen zuzuschauen, und dabei beim Schauen zu bleiben, ohne die Menschen oder ihr Verhalten zu beurteilen. Und vielleicht haben Sie auch bemerkt, wie schwer das ist, weil wir so viel nicht verstehen, nicht nachvollziehen können.
Daher mache ich Ihnen heute einen Vorschlag:
denken Sie sich gute Gründe aus, warum Menschen genau so handeln, wie sie es tun!
Strengen Sie Ihre Phantasie an, überlegen Sie sich, was diese Menschen dazu bringen könnte, so (komisch, falsch, dumm – in Ihren Augen!) zu handeln. Das macht Spaß und hilft uns auf Dauer, nicht alle für dumm und falsch zu halten.
Jeder hat gute Gründe für das, was er/sie tut!
Ich habe noch nie mit jemandem gesprochen, der nicht rechtfertigen konnte, was er/sie getan hat: alles erscheint uns in dem Augenblick, wo wir uns für etwas entscheiden, sinnvoll. Selbst eine „Schnapsidee“ finden wir in diesem Moment gut (wenn wir auch ahnen, dass wir es morgen bereuen werden!) Niemand entscheidet sich bewusst falsch: jetzt gerade scheint es die gute Idee zu sein.
Wir beurteilen uns selbst immer nach der Motivation, die anderen aber nach ihren Handlungen.
Das macht die vielen Missverständnisse aus: unsere Motivation ist (wie die der anderen auch!) immer gut, wir finden immer, dass wir im Recht sind. Das gilt im persönlichen Bereich wie im Großen, Politischen. Die Gründe der anderen kennen wir ja nicht, da sehen wir nur, was sie tun. Und die Handlungen von Menschen sind nicht immer nur gut und förderlich – weder im privaten noch im politischen Bereich.
Und – wenn wir ehrlich sind – auch unsere Handlungen sind nicht immer nur freundlich.
Jede Handlung kommt aus einer guten Motivation, kann aber trotzdem für andere unverständlich, ja sogar verletzend sein! Das gilt für uns und die anderen.
Daher: denken Sie sich Gründe aus, warum Menschen so handeln wie sie es tun!
Ihre Gründe mögen falsch sein, sind es vermutlich auch, aber das spielt keine Rolle. Es geht nur darum, den anderen gute Gründe zu unterstellen.
Ich habe das lange Zeit beim Autofahren gemacht, wo ich mich früher oft sehr geärgert habe. Jetzt denke ich mir: dieser Mensch, der mich so leichtfertig überholen muss – sicher hat er Durchfall und braucht dringend ein Klo, oder seine Frau liegt in Wehen oder das Kind hat Liebeskummer und muss schnellstens getröstet werden, …!
Oder eine Person trägt genau dieses Gewand, weil es ihr die Oma geschenkt hat oder die Teenager-Tochter und sie ihr eine Freude machen will. Oder dieser Mensch redet so laut, weil …
Sie merken: es macht Spaß – und eine Menge Krisen treten auf :))!
Aber wer sagt, dass Sie nicht Recht haben? Sicher ist nur, dass ich mich seitdem viel weniger über Menschen ärgere, weil ich einfach annehme, dass sie einen guten Grund haben (und nicht einfach nur deppert sind, wie die Meisten denken).
Schlagwörter: Achtsamkeit, Menschen, schauen
9. Mai 2017 um 23:07 |
Danke für diese für mich wichtigen Anregungen!!! Seit sie am 1. Mai aufgetaucht sind, übe ich täglich. Für mich, die einer Lehrerfamilie aufgewachsen ist und die ich selbst Lehrerin war, war und ist immer noch das reaktive Urteilen und Beurteilen von Menschen und deren Verhalten und Tun was „Normales“.
Nun gelingt es mir ab und zu, still zu sein, keinen Kommentar abzugeben und es ist sehr entspannend und meine Energie bleibt bei mir. Sehr heilsam!