Frank: I want it my way.

rage-1541317_1280Als Frank am Donnerstag in die Sitzung kommt, ist er sehr verärgert: gerade hatte er am Telefon Streit mit seiner Freundin, die ihm kurzfristig mitgeteilt hat, dass sie am kommenden Wochenende nicht zu ihm kommen wird. Sie möchte mit ihrer Schwester, die selten Zeit hat, wandern gehen – das Wetter in Salzburg soll gut werden und die Berge locken die beiden.

„Sie hätte mir das bitte etwas früher sagen können: ich habe fix damit gerechnet, dass sie morgen Abend kommt. Ich hab sogar schon eingekauft und eine Veranstaltung herausgesucht, die ich gerne mit ihr besucht hätte. Das kann ich jetzt alles schmeißen. Wenn ich das früher gewusst hätte, wäre es leichter gewesen. Aber so – das tut man einfach nicht, oder?“

„Ist das nicht vom Wetter abhängig? Das muss man doch auf jeden Fall kurzfristig entscheiden.“

im-right-1458410_640„Ja, eh, aber ich habe mich auf sie gefreut, und jetzt muss ich umplanen. Sie hätte ja schon früher sagen können, dass sie das vorhat. Aber das hat sie nicht gemacht. Stellt mich einfach vor vollendete Tatsachen. Das mag ich nicht. Wenn man einmal in meinem Alter ist, fällt einem das nicht mehr so leicht.“

„War das früher also einfacher? Haben Sie sich damals leichter auf Änderungen einstellen können?“

„Naja, im Grunde genommen nicht. Ich mag es, wenn Menschen sich an das halten, was sie ausgemacht haben. Ich steh auch zu meinem Wort. Versprochen ist versprochen, wie das so schön heißt, oder? Und wenn man dann einfach weggeschoben wird, weil irgend etwas Anderes daher kommt, dann fühlt man sich doch auch nicht gut. Das muss doch jeder verstehen. Auch Barbara. Sie kann doch genauso gut mit ihrer Schwester unter der Woche wandern gehen.“

„Hat sie da frei?“

„Sie kann sich ja frei nehmen, wenn es ihr so wichtig ist.“

Es ist eine Weile still, dann frage ich:

„Wie werden Sie jetzt diesen Streit beenden? Was haben Sie gemeinsam für Methoden entwickelt?“

„Sie wird es einfach machen, das weiß ich. Ich habe keine Chance, dass sie ihre Pläne für mich verändert. Und wir werden halt nicht mehr darüber reden. Das findet sich dann schon wieder.“

„Ist das gut?“costume-1557416_1280

„Nein, aber das einzige, was sinnvoll ist. Vorbei ist vorbei, ich sag immer: Schwamm drüber und ab in die nächste Runde.“


Für den Moment scheint mehr nicht möglich zu sein, aber Frank ist nachdenklich geworden. Wir besprechen noch, wie er sein Wochenende verbringen wird und wann und in welcher Weise er wieder den Kontakt zu Barbara herstellen wird. Er weiß, dass seine aufbrausende Art sie verschreckt hat und will ihr daher vorerst nur SMS schicken. Am Ende der Stunde ist er immerhin ruhiger und kann sich vorstellen, das Wochenende auch ohne seine Freundin angenehm verbringen zu können.

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2 Antworten to “Frank: I want it my way.”

  1. redaktionachterbahn Says:

    Ich bin zwar keine Expertin, aber ich würde wahrscheinlich die Kränkung, die Frank durch das Zurückgestellt werden der Freundin erlebt hat, ansprechen und würde näher darauf eingehen, denn das scheint mir dahinter zu stehen. Dann die Frage, wie hätte ich noch reagieren können, anstatt gekränkt und böse zu sein. Der unnötige Einkauf ist vermutlich nur ein Vorwand. Tatsache ist jedenfalls, dass es in dem Fall, wie immer im Leben, mehrere Reaktionsmöglichkeiten gäbe. Wahrscheinlich hat Frank seiner Freundin mit seiner Reaktion die Wanderung vermiest – außer er ist ihr komplett wurscht – und es ist letztlich beiden nicht gut gegangen. Das hätte auch angesprochen werden können…..
    Ich bin gespannt, was sie dazu sagen?
    Liebe Grüße
    Michaela Wambacher

  2. maria Says:

    Das ist eine gute Idee, aber das war noch nicht möglich – Frank ist noch nicht sehr gut in Selbstreflexion – er findet, dass seine Wahrnehmung die einzig richtige und logische ist.
    Dass der Einkauf ein Vorwand ist – ja, da haben Sie sicher auch Recht. Ich hoffe, dass Frank eines Tages auf eine Ebene gelangen wird, in der solche Themen ansprechbar sein werden. Bedenken Sie, dass seine Therapie gerade erst begonnen hat! Wir müssen hier etwas geduldig sein.

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