Archive for Januar 2018

Misfits – Nicht gesellschaftsfähig

29. Januar 2018

Ich mache mir Sorgen um Marilyn. Es geht ihr gar nicht gut. Sie ist verzweifelt und hat die Hoffnung aufgegeben, jemals eine normale und zufriedene Beziehung leben zu können.

„Alles, was ich angreife, geht sowieso irgendwann den Bach hinunter. John F. hat gesagt, er will mehr Zeit mit seiner Frau verbringen, sie sind gerade dabei, ein Kind zu planen. Was soll ich da noch? Ich mache mir etwas vor, wenn ich glaube, jemals geglaubt habe, dass er mich wirklich liebt. Das alles hat doch gar keinen Sinn!“depression-1241819_640

Was bedeutet das für Sie? Wenn die beiden ein Kind planen und weiter auf glückliche Familie machen wollen?

„Das ist nur für den Schein, sagt John F. Aber das kann doch nicht sein. Das geht zu weit. Sicher ist er verliebt und will eh nur sie. Ich bin nur ein Spiel für ihn, ein netter Zeitvertreib. Nie etwas Ernstes, nie auch nur die geringste Chance gehabt.“

Und wie werden Sie sich jetzt verhalten? Werden Sie etwas verändern oder lassen Sie es dabei? Was ist Ihre Idee?

„Keine Ahnung. Ich schätze, ich sollte wutentbrannt das Weite suchen, und oft ist mir auch danach. Dann sitze ich zuhause am Wochenende und stelle mir vor, wie die beiden miteinander schlafen und es immer romantisch haben. Auch wenn John F. schwört, dass es mit Jackie nicht so toll ist wie mit mir – es muss doch einen Grund geben, dass er  mit ihr zusammen ist, und das mit einem Kind auch noch fix macht.“

Sie sind schon wieder sehr damit beschäftigt, was die beiden tun oder nicht tun, und weniger mit sich selbst.

earth-1365995_640„Ja, aber ich kreise auch immer um die. Weil ich ja gar kein eigenes Leben habe. Ich bin nur ein Mond in seiner Umlaufbahn. Nicht mehr, niemals mehr.“

Aber der Mond hat ja einen gewaltigen Einfluss auf die Erde. Das sieht man nicht, aber bewegt immerhin das ganze Meerwasser.

„Ja, ich habe einen Einfluss auf ihn, fragt sich nur, ob der gut ist. Wahrscheinlich bin ich der Grund dafür, dass seine Ehe so gut hält. Weil er sich ja eh bei mir abreagieren kann, weil er die ganzen schmutzigen Sachen mit mir machen kann, und so sein Bild eines braven Mannes aufrecht erhalten kann.“

Wollen Sie das so?

„Keine Ahnung, ich habe die Schnauze voll, aber ich glaube einfach nicht, dass es sich jemals ändern kann. Auch nicht mit einem anderen Mann. Ich fürchte, eine Affäre ist alles, wozu ich tauge. Mit mir hält es keiner auf Dauer aus.“

Das alles sind keine guten Gedanken, und so mache ich mir eben Sorgen um sie. Wir vereinbaren einen Termin schon in ein paar Tagen, wenn sie möchte, kann sie mich Zwischendurch gerne anrufen.

Frank S.: Strangers in the Night

22. Januar 2018

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Frank hat über Weihnachten seine Beziehung mit der Salzburgerin beendet. Es war ihm zu anstrengend, ihr „immer nachlaufen zu müssen“, wie er sagt. Nach der ersten Erleichterung aber ist auch der Frust gekommen: so oft schon hat es nicht geklappt.

„Was ist nur mit den Frauen los? Warum sind alle immer so schwierig?“

Das kann wohl nicht die ganze Wahrheit sein, oder?

conversation-2302064_640„Sie wollen sicher darauf hinaus, dass es an mir liegt. Immer soll ich die ganze Verantwortung tragen.“

Nein, nicht die ganze. Aber die halbe vielleicht?

„Frauen sind einfach anstrengend. Nie sind sie zufrieden, immer wollen sie, dass ich mich verändere, aber das kann ich nicht. Ich bin so, wie ich bin. Und eine Frau, die mich liebt, muss mich so akzeptieren, wie ich bin. Das mache ich ja auch.“

(Schweigen)

„Jedenfalls sollten sie nicht immer an mir herumnörgeln. Ich will einfach nur ein paar gute Zeiten mit einer Frau verbringen, und sie machen immer alles kompliziert. Wollen über Gefühle sprechen oder dass ich mehr herzeige von meinen Gefühlen. Aber ich fühle mich dabei unwohl, ich mag das nicht so gerne. Und ich kann es auch nicht so gut. So etwas ist nichts für richtige Männer.“

man-211505_640(Wieder Schweigen)

„Das hat ja schon Freud gesagt, dass niemand weiß, was das Weib will. Und wenn der es nicht wusste, wer soll es dann sonst wissen?

Wissen Sie denn genau, was Sie in Wirklichkeit wollen? Eine Partnerin nur für schöne Stunden, das kann ja nicht funktionieren. Wenn man wirklich zusammen ist, dann muss man das „in guten und in schlechten Zeiten“ sein. Die andere Variante, nur für angenehme Dinge, gibt es auch, und sie ist auch berechtigt, aber dann muss man wohl mehr von einer Freundin sprechen als von einer Partnerin. Mit einer Freundin trifft man sich gelegentlich, verbringt gute Stunden, und das Schwierige, das lässt man draußen. Das ist unverbindlich, und auch eine gute Variante. Nur, wenn man wirklich mit jemandem zusammen sein will, innerlich verbunden, dann bleibt es nicht unverbindlich und auch nicht nur nett. Jeder Mensch hat Kanten und Ecken, die gehören zu uns dazu, und die wollen auch angenommen werden. Das wünschen wir uns, und das müssen wir aber auch unserer Partnerin bieten.

„Ja, dann belasse ich es vielleicht lieber bei einer Freundin. Das andere ist mir einfach im Moment zu anstrengend. Ich muss meine Energie für mich selbst behalten, ich will sie nicht an jemand anderen vergeuden, die es dann vielleicht nicht zu schätzen weiß.“

Maria Theresia H: Was darf ich verlangen?

15. Januar 2018

Willkommen zurück bei den Therapien meiner (erfundenen) KlientInnen. Über Weihnachten ist einiges geschehen, und ich hoffe, Sie sind auch daran interessiert, wie es unseren KlientInnen geht. 

Wir beginnen mit Maria Theresia H. Die 6m hohe Statue am Maria-Theresien-Platz erinnert an die Kaiserin, die in Wien von 1740 bis 1780 regierte, Österreich

 

Sie hat im Dezember ein Angebot für einen Job bekommen, der sie sehr interessiert. Es ist ein eindeutiger Aufstieg, und genau die Arbeit, die ihr immer schon vorgeschwebt ist. Aber es inkludiert, dass sie noch weniger Zeit für die Familie. Das belastet sie, denn ihre Kinder sind ihr sehr wichtig, ihr ist bewusst, dass die Zeit, die sie mit ihnen hat, nur recht kurz ist.

„Ich bin ziemlich sicher, dass ich es trotzdem machen will. Finden Sie das zu egoistisch? Darf ich von den Kindern verlangen, dass sie jetzt jeden Tag fremdbetreut sind? Ich habe überlegt, die Omas einzuschalten, um ein bisschen Konstanz in ihre Leben zu bringen.“

Was sagen die denn dazu? Die waren ja, soviel Sie mir erzählt haben, zum Kinderschauen nur sporadisch bereit. Hat sich das geändert?

for-reading-813666_640Nein, aber ich würde das fair finden. Meine Mutter war nie eine gute Mama für mich, sie könnte doch wenigstens eine gute Oma für die Kinder sein. Und für die Schwiegermama bügle ich seit vielen Jahren mit, das könnte sich auch einmal lohnen.“

Ich verstehe den Wunsch, aber ich wäre da lieber vorsichtig. Wichtig ist wohl, dass die Kinder eine möglichst konstante Betreuung haben, damit sie sich in Ruhe auf etwas einstellen können. Wenn Sie mit Ihrer Mama und Schwiegermutter eine Rechnung offen zu haben glauben, dann sollte das nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden, oder?

gender-pay-gapMaria Theresia überlegt dann noch, wie sie in das Vorstellungsgespräch gehen soll. Besonders das Thema Gehalt ist für sie, wie für viele Frauen leider immer noch, ein schwieriges. Ich ermutige sie, viel zu verlangen, schließlich ist sie wirklich qualifiziert für den Job. Wir einigen uns darauf, dass sie sich gut erkundigen wird, wie viel in dem Job üblicherweise bezahlt wird, damit sie wenigstens eine Ahnung von der Marktlage hat. Es kostet sie Mut, das zu verlangen. Ich bin gespannt, wie gut es ihr gelingen wird bei dem Gespräch, das sie in der kommenden Woche haben wird. 

Willkommen im Neuen Jahr!

8. Januar 2018

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Ein neues Jahr bringt immer auch ein Gefühl für einen Neuanfang mit sich: neue (alte, aufgefrischte) To-do-Listen, Vorsätze, ein neues Fitness-Programm, eine Diät, ein Sparprogramm, … Das alles sind gute Dinge, denn es braucht immer wieder eine Erinnerung daran, was wichtig ist in unserem Leben, wo unsere Prioritäten liegen, was wir (immer schon) erreichen wollten.

Mein Vorschlag für das neue Jahr ist ein wenig anders:

Schärfen Sie den Blick für die Schönheit der Welt um sich!

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  • Für die Natur, die noch im Ruhen ist und vielleicht unter einer Schneedecke liegt.
  • Für die Nacht, die still und finster ist, und für das Anbrechen des Tages.
  • Für den Sternenhimmel in einer klaren Nacht.
  • Für einen Sonnenaufgang über dem Nebel.
  • Für Menschen in ihrer Einzigartigkeit.
  • Für ein Lächeln, das das Herz wärmt.
  • Für eine Freundlichkeit, die den Tag verschönert.
  • heart-3063045_640Für Zeichen der Liebe.
  • Für alles, was Ihr Herz bewegt.
  • Für gute Gedanken, lustige Begebenheiten, interessante Ideen, nette Gespräche.
  • Für Tiere, die uns begegnen.

 

 

Ich bin sicher, Sie werden Einiges finden, worin Sie Schönheit erkennen können. Beginnen Sie das Jahr nicht mit Widerwillen sondern begrüßen Sie es, indem Sie sich für die Schönheit, die uns umgibt, bedanken.