Archive for April 2018

Maria Theresia

30. April 2018

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Das Treffen mit dem inneren Kind hat Maria Theresia sehr beschäftigt. (Nebenbei bemerkt: die Klientin, die sich in diesem Abschnitt wiedergefunden hat, hat sich darüber gefreut, es „in meinen Blog geschafft zu haben“).

„Es hat mir gut getan, dieser Kontakt mit dem inneren Kind. Und auch mit dem Löwen. Ich habe etwas zu Schutzwesen und Krafttieren gelesen, ist das das, was wir da gemacht haben?“

Naja, Krafttiere kommen, so weit ich weiß, aus dem Schamanismus, und damit kenne ich mich nicht so wirklich aus. Aber alles, was Ihnen gut tut, dürfen Sie für sich verwenden. Was spricht Sie denn daran an?

„Dass ich nicht alleine sein muss. Das Kind in mir, das früher immer so einsam war, fühlt sich viel besser, wenn dieser große und starke Löwe bei ihr ist. Immer, wenn ich sie mir vorstelle, sehe ich, wie sie sich hinter diesem Tier versteckt. Und der alle anbrüllt, die ihr zu nahe kommen wollen.“

park-2967712_640Und Sie, als Erwachsene, können Sie sich dem Kind nähern? Erlaubt sie das, erlaubt das der Löwe?

„Interessante Frage. Ich kann es einmal probieren. (Sie schließt die Augen und imaginiert diese Situation). Ja, es ist für sie in Ordnung, wenn ich mich zu ihr setze. Aber angreifen lässt sie sich nicht. Das mag sie nicht. Da stellt sich der Löwe dazwischen.“

Das ist gut, mehr muss es auch nicht sein. Was auch immer die Kleine mag, ist gut. Sie hat so viele Jahre Misstrauenserfahrung, so oft ist sie alleine gewesen, dass wir nicht davon ausgehen können, dass sie so schnell auftaut. Geben Sie ihr einfach Zeit dafür.

„Ich habe so viel Mitleid mit diesem Kind, sie ist so arm, sie tut mir echt leid. Ist das nicht schlecht, Selbstmitleid zu haben?“

Nein, ich finde nicht. Es gibt das gute Selbstmitleid, das bedeutet, liebevoll mit sich selbst zu sein. Das schlechte ist die Opferrolle: wenn man aus diesem Mitleid nicht mehr herauskommt sondern immer die anderen zur Verantwortung ziehen will. Aber freundlich mit sich selbst zu sein, davon kann man nie genug bekommen. Nutzen Sie die nächste Zeit, um sich diesem Kind liebevoll und freundlich zu nähern.

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Jean P.: Das Leben ist gut, und es ist gut, am Leben zu sein!

23. April 2018

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Jean P hat, nach seinem Autounfall, der ja so glimpflich verlaufen ist, tatsächlich viel verändert. Er ist aus dem gemeinsamen Haushalt ausgezogen und lebt nun in einer ganz anderen Gegend: nicht mehr in der Stadt sondern am Land. Und er hat sich einen kleinen Hund zugelegt, was ihn dazu bringt, viel spazieren zu gehen.

nature-3294681_640„Jetzt, im Frühling, ist es so schön draußen: überall blüht es, die Vögel zwitschern und die Wärme lockt auch die Menschen aus den Häusern. Sie schauen alle neugierig, wer der neue Mann im Dorf ist, aber das ist in Ordnung. So soll es wohl sein. Und der Hund bringt uns dann leicht ins Gespräch. Die Menschen sind nett.“

Das aus Ihrem Mund zu hören, gefällt mir sehr gut. Es freut mich, dass Sie das sagen, und auch so fühlen.

„Ich habe wirklich das Gefühl, dass das Leben gut ist, und dass es gut ist, am Leben zu sein. Es ist ein neuer Aufbruch, den ich sehr genieße. Wenn ich daran denke, wie verzweifelt ich noch um Weihnachten herum war, wie sehr mir das Leben gegen den Strich gegangen ist! Und jetzt: ich feiere das Leben jeden Tag. Aber ich bin natürlich nicht dumm: ich weiß auch, dass sich dieses Gefühl wieder ändern kann. Ich habe das schon zu oft erlebt.“

Ich habe von einem Mann gehört, der hatte eine schwere Krankheit, die ihn mehrere Wochen jährlich ans Bett gefesselt hat. Damit ihm diese Zeit nicht zu lang vorgekommen ist, hat er sich in den guten Monaten immer Bücher ausgesucht, die er sich ans Bett gelegt hat für den Fall seiner nächsten Krankheit. Damit es ihn nicht völlig überrascht hat sondern er schon vorbereitet war.

bear-3214226_640„Das klingt so, als ob sich der Mann mit seiner Krankheit abgefunden hätte. Ist das wirklich gut so? Soll man nicht dagegen ankämpfen, so gut es geht?“

Ja, ich finde, man soll kämpfen, so gut es geht. Aber wenn nichts mehr geht, dann ist es auch gut, sich in sein Schicksal einzufinden. Und die Tatsache, dass er sich Bücher ans Bett gelegt hat, heißt ja nicht, dass er nicht mehr gekämpft hat sondern dass er gut für sich gesorgt hat, falls es wiederkommt. Und bei ihm war es eine körperliche Erkrankung, die chronisch war: es war klar, dass sie wiederkommen würde.

Jean P überlegt, was das für ihn konkret bedeuten könnte, aber im Moment ist er so guter Laune, dass ihm schon alleine die Idee, sich auf eine weitere Depression einzustellen oder vorzubereiten, zu weit weg erscheint, und deshalb lassen wir diesen Plan und freuen uns, dass es ihm so gut geht.

Frank S: He also wants it his way!

16. April 2018

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Franks Vater ist schon über 80, fährt aber immer noch gerne selbst mit dem Auto. Er fährt sehr langsam, sagt er, und alle in seinem Ort kennen ihn und weichen großräumig aus, wenn sie sein Auto sehen. Frank macht sich Sorgen.

„Was ist, wenn einmal jemand sein Auto nicht kennt. Oder ein Kind auf der Strasse ist. Das kann leicht böse enden.“

Haben Sie ihren Vater darauf angesprochen?

auto-3236436_640„Ich habe es mehrmals versucht, und er sagt, er fährt jetzt ja keine weiten Strecken mehr, immer nur bis zum Geschäft und zurück, und nie mehr in eine Gegend, die er nicht kennt. Und er sagt, wenn es eines Tages so sein sollte, dass er nicht mehr fahren kann, dann wird er selbstverständlich damit aufhören. Ich finde, der Tag ist schon längst gekommen, er will es nur nicht wahrhaben. Ich weiß nicht, was ich tun soll.“

Und wenn Sie ihm klar sagen, dass Sie es nicht mehr für verantwortlich halten, jetzt schon und nicht erst eines Tages?

„Damit würde ich ihn ja wohl doch sehr verletzen. Und ich habe von ihm auch gelernt, dass Selbstverantwortung ein hohes Gut ist. Er hat mir in meiner Kindheit viel Freiheit gelassen, Fehler zu machen, das rechne ich ihm hoch an. Das war nicht der Standard  zu der Zeit damals.“

hand-2906456_640Ja, ich verstehe, das ist ein schwieriger Balanceakt. Die Frage wird wohl sein, ob Sie mit sich selbst klar kommen, wenn er einen Unfall verursacht. Schließlich muss man das beim eigenen Kind auch so machen. Wie wäre es für Sie, wenn das geschehen würde? Könnten Sie damit gut umgehen? Sie sich auch für sich verantwortlich, und leben müssen Sie dann damit, wenn Sie nichts gesagt haben. Oder es wenigstens versucht haben.

Frank ist nachdenklich und beschließt schließlich, mit seinem Vater sehr deutlich zu sprechen und ihn zu bitten, das Autofahren ganz sein zu lassen. Er bietet an, einmal in der Woche zu den Eltern zu kommen und mit ihnen die notwendigen Wege zu erledigen. Das Thema Selbstverantwortung beschäftigt uns dann noch den Rest der Sitzung, weil der Grat zwischen Selbst- und Fremdverantwortung ziemlich schmal ist.

Marilyn M.: Don´t bother to knock.

9. April 2018

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Eine unerwartete Entwicklung gibt es in Marilyns Leben: John F.s Ehefrau hat die Affäre entdeckt und John F. wütend zur Rede gestellt. Er hat gestanden, schon seit einigen Jahren mit Marilyn eine Beziehung zu führen. Daraufhin hat ihn seine Frau hinausgeworfen mit den Worten: „Dann zieh halt zu ihr.“

„Und jetzt wohnt er auf einmal bei mir. Ich meine: er fährt oft ins Haus zu ihr, sie besprechen viel, aber am Abend kommt er dann heim zu mir.“

Und, wie ist das für Sie?

couple-67563_640„Ungewohnt eigentlich. Komisch. Ich habe oft davon geträumt, dass er nicht immer heimfahren muss, dass er einmal eine ganze Nacht bei mir ist und wir gemeinsam frühstücken können. Die ersten Tage war das auch fein, aber irgendwie ist es ziemlich ungewohnt und neu, für uns beide. Einmal haben wir sogar schon gestritten. Wir sind wie ein altes Ehepaar, nur sind wir das innerhalb von zwei Wochen geworden.“

Wie werden Sie denn jetzt weitermachen? Haben Sie darüber gesprochen?

„Nein, John F. muss wohl erst innerlich zur Ruhe kommen. Er ist sehr aufgebracht und weint auch viel, was mich, ehrlich gesagt, auch kränkt. Immer hat er gesagt, dass ihm seine Frau in Wirklichkeit gar nichts mehr bedeutet, und jetzt heult er sich die Augen aus, weil es vorbei ist!“

Das kann ich mir vorstellen. Weiß er, dass Sie das kränkt?

frogs-3107001_640„Nein, ich tröste ihn immer. Ist sicher viel, was er im Moment zu verdauen hat. Er ist gerade wie ein kleiner Bub, der mich dringend braucht. Sehr anhänglich, will immer in meiner Nähe sein, lässt mich keine Minute alleine, wenn er hier ist. Fast freue ich mich, wenn er arbeiten fährt. Aber das kann ich ihm natürlich nicht sagen. Das würde ihn vielleicht zusätzlich belasten.“

Wir besprechen noch eine Weile, was genau Marilyns Bedürfnisse sind, wie sie sich die Zukunft vorstellt und wie sie mit John F. besprechen kann, dass sie, auch wenn sie jetzt offiziell zusammen sind, immer noch ihren Freiraum braucht. Sie kommt drauf, dass sie weiterhin den Affären-Status wollen würde: mit einigen gemeinsamen Stunden, auch mal ein paar gemeinsamen Nächten, aber auch mit Zeit für sich selbst. Sie ist selbst erstaunt darüber, dass sie nicht begeistert davon ist, dass John F. jetzt immer bei ihr ist und es kostet sie einigen Mut, das vor sich selbst einzugestehen.

Frohe Ostern!

2. April 2018

 

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Ich wünsche Ihnen allen schöne Osterfeiertage, die mehr sind als nur Süßigkeiten essen und Verwandte treffen: die Sie verstehen und erleben lassen, was Erlösung bedeutet!

Los-Lösung von allen Verhaftungen, Ängsten und Befürchtungen.

Ab-Lösung von allen Süchten, Bedingungen, Erwartungen.

Er-Lösung von allem, was die Freiheit behindert.

In diesem Sinn: frohe Ostern!