Time to say Goodbye: Frank S.

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Nachdem wir unsere KlientInnen nun beinahe ein Jahr begleitet haben, wird es Zeit, sich wieder von ihnen zu verabschieden. Wir beginnen mit Frank.

In seinem Leben hat sich äußerlich nicht viel getan: er hat immer noch denselben Job, ist gerade wieder auf der Suche nach einer Freundin – „diesmal aber richtig“ – und auch seine allgemeine Unzufriedenheit ist geblieben. 

Dennoch war das Jahr wichtig für ihn: er hat sich viel mit seiner inneren Haltung dem Leben gegenüber beschäftigt, er ist auf dem Weg zu einem besseren Umgang mit seinen Eltern, hat gelegentlich Kontakt mit seinem Sohn. Er hat sich mit seiner Arbeit und seinem Chef versöhnt, es sieht so aus, als ob sich da langsam etwas verbessern würde.

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Ich denke, dass er die Arbeit mit mir bald beenden wird. Das ist nicht ganz leicht für mich, weil ich noch so viel Entwicklungsmöglichkeiten für ihn sehen würde, aber nicht immer sind Menschen bereit, alle möglichen Schritte auf einmal, oder bei einer Therapeutin zu tun. Hier ist mein Job auch, ihn gehen zu lassen, in seiner Unzufriedenheit, die sich auch auf die Therapie bezieht: „Hat mir die Therapie überhaupt geholfen?“

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Therapie, sage ich gerne, ist wie das Erlernen eines Musikinstrumentes oder einer Sprache: es geht nicht um die Frage, wie oft man in den Unterricht geht – davon wird man das Instrument, die Sprache nicht lernen. Es geht darum, ob man zuhause übt, nur so wird es eine Entwicklung geben.

Therapie ist somit nicht, was in der Sitzung geschieht sondern was die Menschen zwischendurch damit machen.

Das schränkt meine Möglichkeiten ein: ich muss als Therapeutin die „Übungsstücke“ aussuchen – aber üben müssen die KlientInnen selbst, das kann ich nicht für sie tun.

(Dass ich dabei meinen Anteil auch immer gut im Blick haben muss und ständig auf der Suche nach weiteren und besseren Angeboten für meine KlientInnen bin, ist dabei auch selbstverständlich und Thema von Supervisionen und Fortbildungen.)

So lasse ich Frank S. gehen und erlaube ihm, auch mit der Therapie unzufrieden zu sein. Er wird vielleicht eines Tages bereit sein, sich seinen inneren Widerständen zu stellen und sich mit dem Leben anzufreunden. Ich hoffe es für ihn und wünsche ihm alles Gute.

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