Auch in Marilyns Leben hat sich einiges verändert seit dem Beginn der Therapie. John F. wohnt immer noch bei ihr, ist aber dabei, sich eine eigene Wohnung zu suchen. Ob die beiden in einer Beziehung bleiben, ist im Moment ungewiss. Marilyn weiss selbst nicht, ob sie das will oder nicht – das wird sich wohl dann zeigen, wenn sich die ganze Situation etwas beruhigt hat.
Insgesamt ist sie sicherer geworden, was ihre eigene Position anbelangt: nicht mehr immer hat alles, was die anderen sagen, auch automatisch für sie Gültigkeit. Sie versteht langsam, dass ihre Abhängigkeit von John F. sie lange daran gehindert hat, eigene Wege zu gehen oder auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Die Geschichte mit dem Zimmer, das sie vor John F. verteidigt hat, hat ihr klar gemacht, wie wichtig es für sie ist, auch in kleinen Dingen zu sich zu stehen.
Das Überraschende für Viele ist, dass es oft genau die kleinen, beinahe unbedeutenden Dinge sind, die zu Veränderungen führen. Wenn KlientInnen es schaffen, sich in kleinen Dingen für sich selbst einzusetzen (ein anderer Platz am Esstisch, ein unliebsame Verabredung, die man absagt, ein Kleidungsstück, das man sich anzuziehen traut, ein paar Dinge, die man weggibt, …), kann das der Beginn eines Weges sein, der zum Ziel führt. Es sind also meist nicht die großen Veränderungen, die einen Umschwung ausmachen sondern die ganz kleinen, die beinahe zu leicht erscheinen. Aber – wie wir wissen: auch eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt. Und besteht aus lauter kleinen Schritten. Oft sind KlientInnen überrascht, wie einfach es ist, wenn sie einmal begonnen haben, diese kleinen Schritte zu setzen.
Auch Marilyn hat viele kleine Schritte gesetzt und deshalb ist sie jetzt dort, wo sie steht. Alles Gute auch dir, Marilyn!
Schlagwörter: Abschied, kleine Schritte, Neues wagen, Selbstbewusstsein
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