Archive for Februar 2019

Beziehungs-ABC: Q wie Querschläger, Fehltritte und Ausreißer

26. Februar 2019

Q wie Querschläger, Fehltritte und Ausreißer

Es sollte nicht sein, wir wollten es nicht, wir „rutschen“ da in etwas hinein, das so nie geplant war. Aber es kommt dennoch vor, und zwar gar nicht so selten, und sowohl bei Männern wie auch bei Frauen: der Fehltritt. Die Affäre, die Außenbeziehung, die Freundin / der Liebhaber.

Wenn Menschen gefragt werden, wie es dazu gekommen ist, ist die Antwort meist, dass die eigene Beziehung schal geworden ist, dass sie sich nicht mehr geliebt gefühlt haben, dass sie schon lange Zeit nur noch nebeneinander her gelebt haben.

Die andere Variante ist, dass man der PartnerIn „nichts wegnimmt“, weil der Sex sowieso schon lange keine Rolle mehr gespielt hat, nur noch Routine war, oder wegen der Kinder einfach nicht mehr stattfindet. Aber jetzt, mit dem Liebhaber/ der Freundin – da ist alles wieder neu und aufregend! Und mit einem Mal fühlt man sich wieder jung, sexy, geliebt!

Eine Außenbeziehung ist immer eine unglaubliche Krise für jede Beziehung, mit der niemand leicht fertig wird. Viele scheitern daran, der „Scheidungsgrund“ wird zur neuen Beziehung, was manchmal gut geht, oft aber auch nicht.

Wenn man aber die Beziehung nicht aufgeben will, ist es wichtig, dass sich alle Beteiligten bewusst sind, dass jede der drei Personen der Dreiecksbeziehung dabei etwas gewonnen und etwas verloren haben:

Die Person, die fremd gegangen ist, hat natürlich eineN FreundIn, mit der/dem man eine Weile lang unkompliziert flirten / Sex haben / tolle Gespräche führen etc. konnte. Aber sie hat auch etwas verloren: nämlich das Gefühl, irgendwo ganz geliebt zu sein, mit allen Seiten angenommen. Und man muss immer lügen, was gar nichts so einfach ist, denn die Wahrheit drängt ans Licht.

Die Person, die betrogen wurde, hat natürlich verloren: das Vertrauen wurde missbraucht, sie wurde angelogen, hintergangen. Aber sie hat auch etwas gewonnen: sie hatte eine Weile „Ruhe“ von ihrer PartnerIn, und sie kann sich bequem zurücklehnen und die alleinige Schuld an der Krise der anderen Person zuschieben.

Und die Affäre, die hat auch beides: auf der einen Seite eine interessante Beziehung, ohne Komplikationen, ohne Alltag, meist mit schönen Geschenken und Ausflügen. Aber sie ist auch immer nur die „Nummer 2“, alle Feiertage, Urlaube und die meisten Wochenenden ist sie alleine, muss sich immer nach den Möglichkeiten der Ursprungsfamilie richten.

Wenn man sich also bewusst ist, dass alle drei Personen von der Situation auf der einen Seite profitiert haben, auf der anderen Seite verloren haben – nur dann ist es möglich, ohne ständige Vorwürfe, schlechtes Gewissen, Entschuldigungen – und dann wieder Ausbruchsversuchen – aus der Krise wieder heraus zu kommen. Aber einfach ist es nicht, und meistens ist professionelle Hilfe angeraten.

Dennoch: die gute Nachricht ist: alle Paare, die wieder zueinander finden wollen, können das auch tun. Selbst nach einem Querschläger!

Beziehungs-ABC: P wie Patchwork, oder: wie geht das mit uns allen?

11. Februar 2019

P wie Patchwork, oder: wie geht das mit uns allen?

In vielen Beziehungen ist patchworken der ganz normale Alltag: es wird ausgemacht, wann die Kinder bei welchem Elternteil sind, ausgehandelt, wer für was zuständig ist und abgesprochen, wie viel Verantwortung der Stiefelternteil für die Kinder hat. Was früher ungewöhnlich war, ist momentan eher die Regel als die Ausnahme.

Es ist für die Kinder wichtig, dass wir Erwachsene unsere Rollen klar trennen und sie nicht in unsere Ex-Beziehungsprobleme einschalten. Was so einfach klingt, ist doch mitunter so schwierig! Da ist die Neue des Ex, die man für inkompetent hält. Da ist die Mutter der Kinder, die schlecht über den Vater redet oder dem Vater seine Rechte vorenthält. Da gibt es Paare, die nicht miteinander, sondern nur über die Kinder kommunizieren. Und es gibt natürlich die neuen PartnerInnen, die versuchen, einen Kontakt mit den Stiefkindern herzustellen. Oft gibt es auch noch Stiefgeschwister, die das Ganze zusätzlich bereichern.

Kinder haben es schwer genug, wenn sich die Eltern getrennt haben. Sie müssen mit der neuen Situation fertig werden, die sie meist jedenfalls am Anfang nicht besonders mögen. Aber sie schaffen das, wenn die Erwachsenen sie nicht zusätzlich damit belasten, die Probleme, die sie miteinander nicht lösen konnten, jetzt „für die Eltern“ lösen zu müssen. Kinder können sich sehr gut auf die neue Situation einlassen, wenn sie bemerken, dass es den Eltern nun besser geht als vorher, wenn sich die Situation beruhigt und sie sehen, dass alle entspannt sind.

Was Kinder wirklich wollen, ist, dass es ihren Eltern gut geht. Das ist ihnen wichtiger als die Frage, ob diese beisammen bleiben oder sich trennen.

Immer wieder erzählen mir Menschen als Grund dafür, warum sie sich nicht trennen: „wegen der Kinder“. Ich halte dagegen: Kinder leiden mehr darunter, wenn die Eltern in Unfrieden beisammen bleiben oder sogar streiten. (Und wenn Sie glauben, Sie könnten irgendetwas vor Ihren Kindern verbergen, täuschen Sie sich nicht: niemand kennt Sie so gut wie Ihre Kinder. Die haben jahrelanges Training darin, Ihre Stimmungen und Mimik zu deuten, die haben ja lange nichts anderes gekonnt oder verstanden als das!)

Die Aufgabe besteht also darin, die Kinder in Ruhe ihre Beziehungen zu den getrennten Eltern aufbauen zu lassen, zu neuen PartnerInnen zu ermöglichen und darauf zu vertrauen, dass sich am Schluss eine gute Struktur für alle finden wird. Alle Eltern sind aufgefordert, das ebenfalls in Ruhe zu tun: auf sich schauen, ihre Prioritäten klären, die Ex-Beziehung verabschieden, die Kinder der neuen PartnerIn freundlich, aber nicht übervorsichtig behandeln, darauf vertrauen, dass es gut gehen wird.

Patchwork ist Arbeit, wie es das Wort schon sagt. Aber das ist jede Beziehung ja sowieso. Und oft ergeben sich Kombinationen, die man sich gar nicht vorstellen konnte, die richtig gut sind, für Kinder und Erwachsene!

Beziehungs-ABC: O wie Organisation ist alles

4. Februar 2019

O wie Organisation ist alles.

Der Alltag einer Beziehung ist oft unheimlich kompliziert: wie machen wir was, wann, wer kümmert sich um was, wer ist woran Schuld, wie soll etwas ablaufen, wer kauft ein, wer kocht, wann kommt jemand nach Hause, wer bezahlt was, wann, warum, wie oft, … ???

Das kann leicht in Vorwürfen enden, weil die Erwartungen nicht klar waren, weil es Missverständnisse geben kann, weil man sich nicht in der Lage fühlt, gewisse Dinge (auch noch!) zu erledigen.

In einer Beziehung geht es in diesem Sinn zu wie in einer Firma, nur gibt in dieser „Firma“ unglaublich viele Tätigkeiten, für die man sich weder „beworben“ hat, noch die man jemals gewollt hätte (sonst würde man das ja beruflich machen!) Es gibt die Führungsebene, wo Entscheidung getroffen werden, es gibt die Finanzabteilung, die Einkauf und Management beinhaltet, es gibt das Facility Management, die Kinderbetreuungsabteilung, den Bereich der Haustechnik. Bei all dem hat man weder Urlaubsanspruch noch Stundenbegrenzungen, und schon gar keine ordentliche Bezahlung!

Und man kann auch nicht in die Firma kommen, sich erst mal hinsetzen und sagen, man muss sich jetzt erst mal von der anstrengen Zeit zuhause ausruhen. Wenn Aufgaben erledigt werden müssen, kann man sie nicht einfach an jemand anderen delegieren, bloß weil man keine Lust dazu hat oder sich nicht kompetent fühlt.

Es gibt in vielen dieser Teilbereiche eineN von uns, der/die da kompetenter ist, das bedeutet, dass diese Person die Leitung und das Sagen in diesem Teilbereich hat, nicht aber, dass sie alles alleine zu erledigen hat. Für eine gut funktionierende Partnerschaft ist ein gutes Team wichtig, da muss klar sein, wer welche Kernkompetenzen hat. Und Bereiche, in denen sich keineR zuständig fühlt, muss man outsourcen, das ist eine Frage der Konsequenz: besser, wir machen die Dinge selbst, in denen wir uns zuständig und kompetent fühlen und überlassen die, für die wir uns nicht erwärmen können, an Außenstehende.

In diesem Sinne: setzen Sie sich zusammen und achten Sie darauf, dass Sie (weiter) das gute Team sind, das Sie nur gemeinsam sein können! Wenn alle gemeinsam an einem Projekt interessiert und engagiert sind, wird immer etwas Gutes daraus!