Spielen ist immer „zwecklos“: man muss es nicht, man kann es tun, wenn man es nicht macht, ist nichts passiert. Das ist das Schöne am echten Spiel (und daran kann man sehen, dass alles, was zwar „Spiel“ heißt, aber mit Zwang verbunden ist, zB ein Turnier, ein Meisterschafts-„Spiel“, etc., nicht unter diese Kategorie fällt).
Spielen ist aber nie sinnlos, denn im Spiel kommen andere Seiten von uns zum Zug: Kreativität, Freude, Lachen, Begeisterung, Entspannung, Entschleunigung, Gemeinschaftsgefühl. Wir können schon auch Ehrgeiz dabei entwickel, aber es geht ja nicht wirklich um etwas, sondern wir machen es zum Spaß, zum Vergnügen.
Das gilt genauso für das Spiel eines Kindes wie von Erwachsenen. Wenn ein Kind einen Turm baut, die „größte Rakete“, oder mit der Puppe in der Ecke sitzt und sie versorgt – das hat keinen Zweck, aber sehr viel Sinn. Wenn Erwachsene Brett- oder Fantasiespiele machen, wenn sie virtuell oder in Präsenz „zum Vergnügen“ miteinander spielen, dann hat das ebenfalls sehr viel Sinn.
Das ist sinnvoll, weil wir im echten Spiel nichts leisten, sondern einfach da sind und etwas tun, was Freude macht. Auch wenn wir manchmal sagen, wir „wecken das Kind in uns“ – spielen ist keine rein kindliche Sache: jede Person kann das, egal welchen Alters. Und wir alle sollten es auch immer wieder machen, denn wir brauchen es so dringend, dieses „Zwecklose“!
Gegen jedes Müssen, gegen jeden Leistungsdruck, gegen jede Verrechenbarkeit unserer Zeit, gegen jede Konkurrenz brauchen wir Zeit und Gelegenheit, einfach zu SEIN. Unser Leben wird nicht sinnvoll alleine durch Leistung, Arbeit und Fleiß (wenn das auch alles wichtige Eigenschaften sind, die ich nicht schmälern will). Wir sind dazu gebaut, zu leisten – aber nicht nur.
Wir sind auch Lebewesen, die mehr sind als Arbeitstiere: wir haben eine Seele, die frei sein will von jedem Zwang, damit sie „Luft holen“ oder „atmen“ kann: sich entspannen, sich erholen, sich freuen. Wenn wir ihr diese Freiheit nicht geben, wird sie sich diese Zeit holen (und man darf die Seele nicht unterschätzen: sie hat den ganzen Körper, den sie einsetzen kann, siehe psychosomatische Erkrankungen!)
Nehmen Sie sich Zeit zum Spiel! Jetzt, im Mai, ist auch die Gelegenheit dazu einfacher: wenn es draußen wärmer wird, freut sich die Seele an oder in der Natur leichter. Und wo jetzt auch hoffentlich der Lockdown wieder gelockert wird, wo hoffentlich das öffentliche Leben wieder weitergeht und so manche Möglichkeit wieder gegeben sein wird – genießen Sie das heuer ganz besonders!
Es gibt nichts Wichtigeres als Ihre Seele – nur, wenn es der Seele gut geht, sind Sie in der Lage, gut zu leben, für sich und andere zu sorgen, zu leisten und zu arbeiten. Selbstfürsorge ist kein Selbstzweck, aber die Basis und Grundlage für alles andere!
Unsere Seele will zweckfrei sein, damit sie sich sinnvoll fühlen kann.
Und nicht vergessen: erst das Spiel, dann die Arbeit! (Denn das Spiel geht leichter verloren als die Arbeit, die machen wir immer noch…)
In diesem Sinne: viel Spaß beim Spielen!