Archive for Juni 2021

Ein gutes Jahr: Fließen 2021

28. Juni 2021

An diesen heißen Sommertagen – die nun endlich da sind, wir mussten lange genug auf sie warten! – ist es angenehm, sich kühles Wasser über den Körper oder die Handgelenke fließen zu lassen. Das erfrischt uns, das kühlt uns, das bringt unsere Lebendigkeit wieder zurück ins Fließen.

Wenn wir das Bild ansehen, das ich heute für den Beitrag als Titelbild gewählt habe, dann sehen wir drei Rohre, aus denen Wasser fließt. Das Wasser sammelt sich im Becken. Den Abfluss daraus kann man nicht erkennen.

Wir wissen auch nicht, ob das Wasser trinkbar ist, woher es kommt, ob es kühl ist, etc. Aber wir sehen es fließen, und wir können uns auch das Geräusch des Plätscherns vorstellen, das es vermutlich macht.

Ins Fließen kommen, nicht festhalten müssen, den Dingen ihren Lauf lassen, Geschichten Freiheit schenken – das alles sind Dinge, die mir in den Sinn kommen, wenn ich an „Fließen“ denke.

Wenn wir das Leben so fließen lassen, wie es eben fließen mag, ohne ihm besondere Richtungen aufzwingen zu wollen, dass ist es meist leichter als wenn wir uns genaue Vorgaben stellen, die sich dann einfach nicht erfüllen lassen.

Das Wasser fließt immer nur abwärts, das Wasser sucht sich nicht den schweren Weg, gegen die Naturgesetze. Das Wasser staut sich eine Weile, dann fließt es um die Hindernisse herum – das Wasser macht es sich leicht.

Bei dieser „Leichtigkeit“ ist nicht immer alles einfach oder langweilig. Wasser, das sich seinen Weg sucht, macht wunderschöne Dinge: vom Wasserfall über Stromschnellen, ruhigen Becken und idyllischem Plätschern.

Das alles gehört zum Fließen dazu, und das alles wird auch in unseren Leben geschehen, wenn wir das Leben fließen lassen. Es wird nicht automatisch alles leicht, langweilig oder ruhig – es kostet bloß nicht so viel Energie, wie wenn wir uns dagegen sträuben.

Das Wasser, das aus den oben gezeigten Rohren kommt, kann gut oder schlecht schmecken, kann einen langen Weg hinter sich haben oder erst gerade aus der Erde gekommen sein – all das wissen wir ja nicht. Was wir wissen, ist, dass es ohne Anstrengung einfach abwärts rinnt, und darin kann es uns eine Hilfe für unser Leben sein.

Denn am Schluss landet es im Meer, schaukelt dort in einer großen Menge mit anderen Wassern, die aus anderen Rohren gekommen sind, die über Wasserfälle oder durch Seen geflossen sind – und alle zusammen erst machen das Meer aus.

So dürfen auch wir unser Leben sehen: lassen wir das vergebliche Kämpfen gegen die Widerstände, fließen wir lieber um sie herum!

Stürzen wir uns beherzt in die Tiefe, wenn das grade dran ist, oder bleiben wir eine Weile stehen, weil wir in einem Teil eines Sees gelandet sind, der uns das ermöglicht. Plätschern wir gemütlich vor uns hin, nehmen wir auch mal etwas Geröll mit, solange es leicht geht.

Lassen wir das Leben fließen und seien wir gewiss, dass wir unser Ziel erreichen, auch ohne unsere großen Sorgen oder Bemühungen. Am Schluss landen wir alle im Ozean, sind alle unsere Mühen vergessen und wir können gemütlich in bisher unbekannten Wassern schaukeln.

In diesem Sinne: haben Sie eine gute Woche, erinnern Sie sich beim Fließen des Wassers an die Leichtigkeit, die auch Ihr Leben haben kann!

Ein gutes Jahr – Ziele 2021

22. Juni 2021

Wir hatten so einige Ziele, als das Jahr begonnen hat (heuer wahrscheinlich etwas weniger oder andere als an anderen Neujahrstagen, aber auch heuer hatten wir welche). Das halbe Jahr ist vorbei – wie schaut es mit dem aus, was Sie sich vorgenommen haben?

Denken Sie noch einen Augenblick an diese ersten Jännertage zurück – wie war das damals? Ich habe damals mit dieser Reihe „Ein gutes Jahr“ bewusst begonnen, weil ich allen negativen Gedanken zum Trotz, gegen alle Jammerei und gegen den Pessimismus anschreiben wollte.

Mir war wichtig, das Jahr gut zu starten, denn dieses Jahr hat es, wie alle anderen auch, verdient, ernst genommen zu werden, mit Freude erwartet zu werden – denn es würde genauso Teil meines Lebens werden wie alle anderen zuvor und danach.

In den vergangenen Monaten dieses guten Jahres 2021 habe ich schon viel erreicht, habe viel Positives erlebt, viele freudige Begegnungen gehabt, viele schöne Therapiesitzungen gehalten, viele interessante Gedanken gehört und gelesen (auch ein paar selbst gehabt).

Ich hatte wieder viel mehr Begegnungen, (wenn auch das Händereichen wie auf dem Bild noch nicht möglich war), aber ich bin schon froh, wieder „echte Menschen in 3D“ zu sehen.

Bis jetzt war es also ein gutes Jahr, wenn ich auch nicht nur schöne und freudvolle Erlebnisse hatte. Auch dieses Jahr hat mir schon Sorgen gebracht, Kummer und so manche Traurigkeit. Auch das gehört zu einem guten Jahr dazu, denn auch das ist Teil des Lebens.

Und jetzt – wie geht es weiter? Welche Ziele haben wir noch für dieses Jahr, damit wir am Ende des Jahres auch wirklich auf eine gutes Jahr zurückschauen können? Welche Vorhaben planen Sie noch, jetzt, am Beginn der Urlaubszeit?

Wie weit wird Österreich in der EM kommen (nach gestern scheint ja viel möglich zu sein!) Wie werden Sie heuer Ihren Urlaub gestalten? Was kommt im Herbst auf Sie zu, im Winter?

Was haben Sie für die nächsten Monate persönlich vor, an inneren Zielen. Was wollen Sie erreichen, wer wollen Sie am Ende dieses Jahres sein? Denn egal, was an äußeren Veränderungen im Leben geschieht, das alles macht das Leben immer nur ANDERS, nicht wirklich besser (denn alles hat immer auch Nachteile).

Wirklich BESSER wird das Leben erst, wenn man persönliche, innere Werte erreicht – mehr Gelassenheit, Freundlichkeit, Geduld, etc…

Gestern war Sommersonnenwende, der längste Tag im Jahr. Es war heiß, es ist jetzt (endlich) wirklich Sommer. Aber es bedeutet auch, dass das Jahr in seine zweite Hälfte geht, dass wir nicht mehr unendlich viel Zeit haben, dieses Jahr zu einem guten zu machen.

Es ist noch genug Zeit, aber die ist dennoch beschränkt. So wie unser Leben auch.

Nehmen Sie ihre Ziele für 2021 ins Visier.

Viel ist möglich, alles nicht (mehr).

Was soll es für Sie heuer noch sein?

Eine gute zweite Jahreshälfte wünsche ich Ihnen!

Ein gutes Jahr: Kreativität 2021

14. Juni 2021

Kreativität wird häufig mit „malen“ oder „handwerken“ verbunden, und wer das kann, hat meist Freude daran. In diesem Sinne: Macht es, wenn Ihr es könnt! Erlebt die Freude, die es machen kann, wenn etwas Gestalt annimmt, das es vorher nur in Eurem Kopf gegeben hat!

Aber kreativ zu sein bedeutet nicht nur, ein Bild zu malen, ein Kunstwerk zu schaffen, sondern mir geht es heute um die Art, wie wir unser Leben leben.

Wie kreativ sind wir im Umgang mit Unerwartetem? Wie starr sind wir darauf fixiert, dass etwas so – und nur so – gehen kann? Wie leicht fällt es uns umgekehrt, uns auf alternative Szenarien einzulassen?

Eines ist ohne Zweifel klar: Es ist immer schön, wenn etwas so läuft, wie wir es uns vorgestellt / geplant / gewünscht haben, daran gibt es nichts zu rütteln oder zu diskutieren. Wir hätten gerne, dass etwas genau so funktioniert, wie wir es uns denken (sonst hätten wir es ja nicht so geplant).

Aber es gibt eben auch beinahe an jedem Tag Situationen, die anders laufen als gedacht. Wo es schwierig wird, weil unsere Planung nicht funktioniert, sei es, weil das Wetter nicht mitspielt, weil jemand verhindert ist, weil das Auto nicht anspringt, weil man den Bus versäumt hat, weil man gerade unpässlich ist oder immer noch Pandemie ist…

An unzähligen Dingen kann es liegen, dass wir nicht genau das bekommen, was wir uns gewünscht hätten. Und die Lösung kann nicht darin liegen, sich auf nichts mehr zu freuen (was mir Immer wieder Menschen in der Therapie sagen). Das fände ich traurig, ist doch die Vorfreude ein nicht zu unterschätzender Teil der Freude (wenn ich auch nicht glaube, dass es die „größte Freude“ ist, wie manche behaupten).

Hier finde ich es wichtig, dass wir in der Lage sind, kreativ auf die Situation einzugehen: „Na gut, dann halt anders“! Dabei ist uns der Plan B oder C niemals so angenehm wie Plan A – sonst wären sie das ja von Anfang an gewesen. Wir dürfen also nicht die Alternative mit der ursprünglichen Idee vergleichen, denn da ist sie immer schlechter (jedenfalls im Augenblick – später schaut es dann eh oft anders aus…).

Was wir machen sollten, ist Plan B mit B´oder B´´zu vergleichen, niemals mit Plan A. Also kreativ nach Alternativen suchen, die alle nicht so einfach sind wie die ursprüngliche Idee, aber auch funktionieren könnten. Wenn also das Wetter schlechter ist als erwartet, bedeutet das nicht, dass man alles abblasen muss, sondern dass man überlegen kann, was sonst noch geht – und nicht die ganze Zeit daran festhält, dass es aber bei Sonnenschein schöner gewesen wäre.

Kreativität bedeutet also auch Flexibilität im Denken. Denn die Alternative ist ja letztlich auch unbefriedigend: immer dem Plan A nachzuweinen und dann trotzig zu werden, weil das blöde Leben – oder wen man sonst dafür verantwortlich machen will – einem nicht das gibt, was man gerne gehabt hätte.

Erlauben Sie dem Leben, seine eigenen Ideen zu haben, und gehen Sie flexibel damit um, wenn etwas nicht so läuft, wie Sie es gerne hätten.

Seien Sie kreativ im Umgang mit Schwierigkeiten, denken Sie an Plan B, Plan C oder überhaupt auch gleich Plan 27…

Je weniger wir an einer einzigen Idee festhalten, sei es auch unsere Lieblingsidee, desto eher finden wir Lösungen, die sich im Nachhinein nicht einmal als ganz schlecht herausstellen.

Und unser Hirn freut sich, denn jeder neue Weg macht neue Verbindungen im Gehirn – und das wiederum beugt einerseits der Demenz vor und macht es uns andererseits in Zukunft noch leichter, flexibel zu reagieren!

Ein gutes Jahr: Konzentration 2021

7. Juni 2021

Wir sind also wieder in einer Art „Normalität“ gelandet: die Lokale sind wieder offen, Veranstaltungen finden wieder statt, wir können einander wieder treffen. Ist es also wie vorher?

Ich habe Sie letzte Woche dazu eingeladen, darüber nachzudenken, was Sie aus dem Jahr Pandemie gelernt haben, was Sie mitnehmen, was Ihnen wichtig geworden ist.

Ich hoffe, Sie haben sich darüber Gedanken gemacht, sodass wir heute der Frage nachgehen können, was diese „neue Normalität“ für uns bedeuten kann.

Denn viele Monate haben wir darauf gewartet, dass es endlich wieder losgeht, und jetzt müssen wir uns fragen: WAS genau soll wieder losgehen, was soll sein wie vorher, worauf können wir gut und gerne verzichten?

Die Welt lebenswert zu halten ist für viele Menschen ein hoher Wert, und zunehmend wird das auch allen bewusst, die bisher gerne daran vorbeigeschaut haben.

Wir haben die Welt von unseren Kindern nur geborgt, wir können sie nicht einfach so behandeln, als ob sie uns gehört und wir mit ihr machen können, was wir wollen. Wir haben Verantwortung, auch wenn wir vielleicht nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden können von unseren Ur-Urenkeln.

„Du bist nicht Schuld, dass die Welt so ist, wie sie ist. Du bist nur daran Schuld, wenn sie so bleibt.“

Miteinander zu arbeiten, einander zu helfen und füreinander da zu sein ist ebenfalls als klares Ziel für viele Menschen immer deutlicher geworden. In Zeiten der Ich-Zentrierung, in der alles dem eigenen Wohl, der eigenen Lust und dem eigenen Spaß dienen sollte – sogar, wenn andere Menschen dafür zahlen mussten – ist es wichtig, dass wir uns der Gemeinsamkeit als Wert wieder bewusster werden.

So schön es auch ist, persönlichen Erfolg zu haben, Spaß und Freude, so traurig ist es aber, wenn dafür andere leiden müssen. Es trübt das Wohlbefinden, wenn man weiß, dass das eigene Wohl für andere ein Problem darstellt, wenn wir also auf Kosten anderer leben.

In der Pandemie ist deutlich geworden: wir können zwar viel über das Internet machen (und das ist sehr gut so!), aber es fehlt uns der menschliche Kontakt, das Miteinander, die Atmosphäre der Gemeinschaftserfahrungen. Wir haben erlebt, dass Menschlichkeit mehr ist, als nur zu funktionieren!

Das Leben braucht auch Magie, um interessant, spannend und aufregend zu sein. Diese Magie erleben wir im Miteinander:

  • im Aufeinander achten, wenn wir uns um die Welt und unsere Nachkommen kümmern.
  • im Miteinander feiern, wenn wir einander endlich wieder treffen können.
  • im füreinander sorgen, wenn wir andere nicht ausnutzen oder auf ihre Funktion beschränken.

All das macht, dass wir uns in unserer Haut, in unserem Leben und auf unserer Welt wieder wohler fühlen können. Darauf sollten wir uns noch eine Weile konzentrieren, bevor wir einfach wieder in die Normalität des Alltags zurücksinken.

Lebe dein Leben in Achtsamkeit, Fürsorge und Freundlichkeit.

Auf diese Weise wird es für alle schöner, auf der Welt zu sein.