Ganz Ohr sein.
Wir können Ohren machen oder für etwas offene Ohren haben. Ein Musikstück kann ein „Fest für die Ohren“ sein, ein Ohrenschmaus. Der Wolf antwortet auf die Frage Rotkäppchens nach dem Grund für dessen große Ohren „damit ich dich besser hören kann!“. Ist es also immer gut, gehört zu werden? Was hören wir, wenn wir zuhören? Was überhören wir (geflissentlich)? Wofür sind wir gänzlich taub? Wann legen wir die Ohren an?
Ohrwurm.
Ein Lied oder ein Musikstück kann ein Ohrwurm sein, und das ist entgegen der Google-Suche kein Insekt. Zum Glück, denn einen Ohrwurm haben wir leicht: es wiederholt sich dauernd, es hält uns quasi gefallen, es lässt uns nicht los. Da können wir versuchen, die Ohren davor zu verschließen, Ohropax einzulegen, Ohrhörer mit anderer Musik einzulegen – wenn wir Glück haben, verschlägt es uns dabei nicht gänzlich die Ohren. Und manchmal sausen sie ganz schön, diese Ohren.
In den Ohren liegen.
Anhören, zuhören, lauschen: all das ist das richtige Hören. Mit ganzer Aufmerksamkeit bei einem Menschen oder Geräusch sein. Wahrnehmen, was zu hören ist. Die Ohren spitzen, aufmerksam sein. Verstehen wollen, wenn jemand redet, ohne vorher schon zu „wissen“, was jemand sagen will. Sich überraschen lassen von Worten. Oder einmal nicht dem Inhalt sondern der Stimme des/der Anderen lauschen. Jemanden „auf sich einplaudern“ lassen. Die Augen schließen und mit den Ohren sehen. Wirklich begreifen wollen und einen Ohr-Gasmus haben.
Es faustdick hinter den Ohren haben.
Es gibt einen alten Glauben, dass Schalk und List kleine Dämonen sind, die hinter den Ohren sitzen. Dort machen sie dicke Wülste, die bis zu faustgroß sein können. Daran kann man also die Verschlagenheit und Bosheit dieser Menschen erkennen.
Sich die Zeit um die Ohren schlagen.
Wir können so leben, dass wir für alles taub sind: für Musik, für Menschen, für Situationen. Wir können uns die Zeit um die Ohren schlagen mit Dingen, wo doch nur die Zeit vergeht. Das ist aber schade, denn sie ist sehr kostbar, die Zeit, und wir haben nicht unendlich viel davon. Eher ist es umgekehrt: eines Tages schlägt uns die Zeit tot.
Innen-Ohren.
In uns drinnen gibt es eine leise Stimme, die wir wahrnehmen können, wenn wir nach innen lauschen. Mit dieser Stimme, die wir Gewissen nennen, kommt uns ständig zu Ohren, was richtig oder falsch für uns ist. Diese innere Stimme zu ignorieren, sich vor ihr die inneren Ohren zuhalten zu wollen, kann bis zum Hörsturz führen. Da bleibt dann nur noch die Ohren steif zu halten.
Nicht für fremde Ohren
sind Gespräche, die wir in vertrauter Runde führen, und das ist meine Anregung für diese Woche. Hören Sie einmal richtig zu, bleiben Sie neugierig, bei einem Gespräch mit sich selbst oder mit Ihren GesprächspartnerInnen. Umgekehrt: lassen Sie sich zuhören, durch sich selbst, Ihre GesprächspartnerIn oder auch Ihrer Therapeutin. Falls Sie Interesse an einem Gespräch haben, lassen Sie es mich wissen, ich freue mich, wenn Sie sich bei mir melden!