Posts Tagged ‘Beziehung’

Ein gutes Jahr: Vergebung 2021

28. Juli 2021

So gerne wir es vermeiden würden: manchmal passiert es, dass wir einander verletzen, dass wir Fehler machen, dass wir Dinge sagen, die uns später leid tun. Dann ist es notwendig, dass wir um Vergebung bitten.

Wohlgemerkt: ich kann MICH nicht entschuldigen, ich kann nur um Vergebung BITTEN. Ob ich die bekomme, liegt nicht vor allem an mir, sondern hauptsächlich an der anderen Seite. Es ist ist also meine Aufgabe, so um Verzeihung zu bitten, dass diese Bitte auch erhört wird.

Auf der anderen Seite liegt die Vergebung: wenn mich jemand verletzt, ungerecht behandelt oder beleidigt hat, und um Verzeihung gebeten hat, ist es an mir, diese Vergebung auch zu gewähren. Das gelingt meist recht einfach, wenn die Verletzung zeitlich begrenzt, und die Entschuldigung glaubhaft war, zB bei einem unabsichtlichen Anrempeln oder Auf-die-Zehen-steigen. Da ist es für beide Seiten meist einfach, das „Vergehen“ zu entschuldigen und zu vergeben.

Schwieriger wird es, wenn es sich um lange anhaltende Verletzungen handelt, bei denen die Unabsicht nicht leicht nachzuweisen, und auch oft nicht ganz glaubhaft ist. Dann bleibt oft so viel offen, dass eine Versöhnung wirklich schwierig ist, da die Frage nicht geklärt werden kann, wie es dazu gekommen ist.

Ich bin der Ansicht, dass Vergebung niemals eingeklagt werden kann, denn es braucht oft viel mehr als eine einfache Entschuldigung, damit Situationen zwischen zwei Menschen, die schief laufen, wieder geklärt werden können. Oft ist ja auch die Frage der Schuld nicht klar: niemals ist sie nur auf einer Seite, wenn es sich um längere und komplexere Situationen handelt.

Jede Verletzung wird mit einer Gegen-Verletzung erwidert, auch wenn es sich um eine ganz andere Art von „Gegenwehr“ handelt: wer angeschrien wird, kann beleidigt schweigen, wer angeklagt wird, traurig sein. Wer enttäuscht wird, wird bei einer anderen Gelegenheit etwas „vergessen“ (wir nennen das einen Freud´schen Fehler, das Unbewusste lässt grüßen!).

Auch wenn Menschen oft glauben, dass sie schuldlos sind – in einer Beziehung bleiben wir einander nichts auf Dauer schuldig: alles wird geahndet, absichtlich oder unabsichtlich.

Daher ist es so schwer, herauszufinden, wer mit etwas „angefangen“ hat, und wer „bloß“ reagiert hat. Wie es auch sei – Vergebung ist von beiden Seiten notwendig, und der erste Schritt ist oft der mühsamste. Aber „lieben“ ist ein tun-Wort: da wird ein Handeln von uns gefragt, dann wird sich das Gefühl der Liebe wieder einstellen.

Dann passt wieder zusammen, was zusammen gehört, dann finden wir einander wieder, dann schwingen wir wieder im Einklang – das ist das Ergebnis von Vergebung.

Egal, auf welcher Seite du dich glaubst – versuch es einmal: verzeihe, vergib – auch wenn du das Gefühl hast, dass du das Opfer bist (das ist sicher wahr, aber auch sicher falsch).

Erlebe, wie gut es sich anfühlt, wenn etwas bereinigt ist, wenn es wieder gut ist zwischen euch! Denn Unfriede ist immer zugleich außen und innen – und Friede, Freundlichkeit und Liebe auch.

Ein gutes Jahr: Großzügigkeit 2021

19. Juli 2021

Die Natur ist großzügig: sie verschenkt reichlich an alle, die von ihr nehmen wollen. Gerade jetzt, im Sommer, können wir an vielen Stellen diese Großzügigkeit verkosten. Beeren in Fülle, Marillen, Kirschen, Pfirsiche, Melonen – es ist eine Freude für alle, die das lieben.

Aber nicht nur beim Essen: die Natur verschenkt Grün in allen Schattierungen, dazu bunte Blumen, blaue Seen, weiße Wolken. Auch hohe Berge, die zum Wandern und Klettern einladen, Höhlen, die Kühle und Abenteuer versprechen, Seen und Meere, die zum Schwimmen, Segeln oder Rudern bereit sind. Wälder, die Schatten spenden, Gewitter, die Spannung abladen, Regen, der erfrischt.

(Aber die Natur ist auch nicht zimperlich: sie kann sich nicht selbst regulieren – die Hochwasser der letzten Tage zeigen, wie gewaltig sie auch ist, bedrohlich, ja, sogar tödlich sein kann. Es ist unsere Aufgabe, die Natur nicht zu zerstören, sondern sie so gut es in unserer Macht steht, zu beschützen – die Aufgabe von jeder und jedem, da kann sich keineR heraushalten!)

Aber zurück zur Großzügigkeit! Ich bin davon überzeugt, dass man niemals zu gutmütig oder großzügig sein kann. Ich weiß: es gibt immer wieder Menschen, die sich ausgenützt fühlen, die von sich sagen, sie wären „zu gut“ gewesen, und dann enttäuscht bei mir in der Praxis sitzen und frustriert sind.

Ich bin mit nicht sicher, ob es das gibt: zu großzügig, zu gut. Ich bin nämlich der Überzeugung, dass Güte und Großzügigkeit erstens Geschenke sind, die wir machen, ohne dafür etwas zu erwarten. (Sonst ist es ein Deal, der nicht besprochen war: „ich gebe dir, damit du mir gibst“. Wenn man das aber vorher nicht ausgemacht hat, sondern nur unterschwellig erwartet hat, dann kann man sehr enttäuscht werden. Aber ehrlich: das liegt nicht nur an der Undankbarkeit der Umgebung, sondern auch an der zu geringen Klarheit von einem selbst.)

Zweitens glaube ich, dass wir vor allem so leben sollen, dass wir uns am Abend in den Spiegel schauen können, und mit unseren Handlungen zufrieden sein können. Ich bin für mich selbst so, wie ich sein möchte, unabhängig davon, wie die anderen darauf reagieren.

Im wirklichen Leben wird das Maßband, das an Menschen angelegt wird, weder um den Kopf, noch um Bauch oder Po gelegt, sondern um das Herz.

Wir alle lieben den Kontakt mit großzügigen Menschen – seien wir selbst auch so, dass wir angenehme ZeitgenossInnen sind!

Lebe großherzig, verschenke freizügig, gib so viel du kannst – für dein eigenes Wohl! Wenn du von Herzen gibst, wird dir das selbst die größte Freude machen!

Beziehungs-ABC: XY wie „Diese Sache mit den Chromosomen“

27. Mai 2019

XY oder „Diese Sache mit den Chromosomen“

Was ist typisch für wen? Wie verhält sich eine Frau / ein Mann? Wir sind viel zu schnell dabei, ein Verhalten oder ein Aussehen einem Geschlecht zuzuordnen, und es ist umgekehrt oft schwer, es nicht zu tun. Aber es wird nie jemandem gerecht.

Auf der einen Seite nicht, weil es weder ein typisch weibliches, noch ein typisch männliches Verhalten gibt (alle LGTBQ fallen sowieso da nicht automatisch hinein), und auf der anderen Seite nicht, weil jeder Mensch einzigartig ist: eine wunderbare Mischung verschiedener Eigenschaften.

Denn es gibt Menschen, die sind zärtlich, liebevoll, emotional, fürsorglich, empathisch und warmherzig. Es gibt Menschen, die sind effizienzorientiert, strukturiert, rational, durchorganisiert, zielstrebig. Es gibt Menschen, die sind musikalisch, spirituell, kreativ und Menschen, die sind knallhart, kühl und logisch. Es gibt Menschen, die sind gut und solche, die das nicht sind. Es gibt hinterlistige Menschen und solche, die offen sind wie ein Buch. Es gibt Menschen, die grausam sind und gewalttätig, und solche, die sich mit allen Mitteln für Frieden und Verständigung einsetzen.

Und all das hängt weder vom Geschlecht ab, noch von den Genen oder sonstigen von der Natur vorgegebenen „selbstverständlichen“ Dingen. Die Grenze zwischen all diesen Eigenschaften geht also weder durch die Geschlechter noch die sexuelle Orientierung, denn sie geht gar nicht zwischen den Menschen hindurch. Die Grenze verläuft innerhalb der einzelnen Menschen, durch die Herzen und Köpfe der Einzelnen.

JedeR von uns kann alles sein, und ist es auch immer wieder. Klar, wir haben Eigenschaften, die wir öfter anwenden und andere, die wir nicht so oft benutzen. Manchmal sind wir richtig gut, da sind wir stolz auf uns selbst. Und manchmal sind wir gemein und böse, auch wenn wir das nicht so gerne an uns haben.

Es ist schön, dass es diese große Vielfalt gibt, die uns alle einzigartig macht. Niemand hat das Recht, sich mit anderen Menschen zu vergleichen, weil wir immer nur einen kleinen Teilaspekt mit anderen gemeinsam haben. Auf diesem kleinen Teilaspekt kann man sich vergleichen, aber dann bleiben noch die vielen, unendlich vielen anderen, die wir gar nicht mit diesem einen Menschen teilen. Es gibt also Eigenschaften, die wir haben, die andere Menschen auch haben, aber niemals alle. Das ist das Wunder der Vielzahl!

„Es gibt dich, es gibt mich. Und dass ich eine Frau bin, bedeutet nicht, dass du irgendetwas über mich weißt, über meinen Charakter, meine Fähigkeiten, meine Vorlieben, meine Eigenarten. Du musst mich kennenlernen, damit du weißt, welche spezielle Mischung aus all den möglichen Eigenschaften der Menschen die meinen sind!“ Das ist die Einladung und das große Abenteuer von Beziehungen!

Beziehungs-ABC: S wie Schwiegerfamilien sind nicht immer einfach.

11. März 2019

S wie Schwiegerfamilien sind nicht immer einfach.

Es gibt so unendlich viele Witze über Schwiegermütter, dass man schon fast nicht mehr glauben kann, dass man sich auch gut mit den Schwiegereltern verstehen kann. Aber: Ja, es gibt genug Familien, für die das gar kein Thema ist, weil sie sich einfach gut verstehen. Für die ist der heutige Beitrag nicht, die dürfen sich genüsslich zurücklehnen und einander zufrieden auf die Schulter klopfen: das haben wir gut gemacht!

Für alle anderen: damit man sich mit den Schwiegereltern / SchwägerInnen / Schwiegerkindern versteht, gibt es ein paar Regeln, die zu beachten sind. Denn dass es so viele Witze darüber gibt, zeigt, dass es ein heikles Feld ist, auf dem viel schief gehen kann. Denn Eltern sind auf der einen Seite für viele Menschen wichtige Bezugspersonen, auf der anderen Seite aber gibt es jetzt eineN neueN PartnerIn, die die wichtigste Person im Leben ist.

Umgekehrt ist es auch nicht leicht, das Kind, das einem lange so nah und für das man so wichtig war, und das man so gut zu kennen glaubt, an einen Menschen „abzugeben“, der einen großen Einfluss auf das Kind hat (das natürlich schon längst erwachsen ist und auch von ganz anderen Menschen schon viel gelernt und übernommen hat). Das Kind entfernt sich von den Eltern, das ist ein schmerzhafter Prozess, und ein Schwiegerkind kann dann auch als Gefahr wahrgenommen werden: jetzt geht er/sie ganz von uns weg! Und verändert sich auch noch so sehr, dass wir am Schluss vielleicht gar nicht mehr zusammenpassen!

Wichtig für beide Seiten ist erst einmal die gegenseitige Anerkennung der guten Intention der anderen, das Verständnis. Und Respekt: man will weder belehrt noch entmündigt werden, man will weder belächelt noch verachtet werden, man will geschätzt und anerkannt werden in der je eigenen Art, mit der eigenen Gewohnheit, mit der guten Absicht, die man hat. Die fremde Familie, die einem da auf einmal so nah ist, und die man sich ja nicht ausgesucht hat, ist immer anders: viel kann man nicht verstehen oder findet man komisch oder unangenehm. Aus Respekt dem Kind /PartnerIn gegenüber soll man versuchen, dieses Anderssein der anderen Familie zu lassen. Das geht leichter, wenn man sich bewusst ist, dass die anderen die je eigenen Gewohnheiten vielleicht auch befremdlich findet…

JedeR ist, wenn die Eltern da sind, in einem Loyalitätskonflikt, denn da steht man zwischen Menschen, die man (hoffentlich) liebt und von denen man hofft, dass sie sich verstehen. (Wir haben ja auch gerne, wenn unsere Freunde sich untereinander verstehen, und im Grunde ist es nicht viel anders.) Als PartnerIn kann ich versuchen, nicht gegen die Schwiegereltern zu konkurrieren, anzukämpfen, sondern freundlich zu ihnen zu sein, irgendetwas Gutes hat jeder Mensch! In der Position der Schwiegereltern gilt das genauso: respektiere die neue Frau / den neuen Mann im Leben deines Kindes, und akzeptiere, dass er/sie sich dadurch verändert (das haben wir ja in unseren Beziehungen auch gemacht!)

Das obige Bild mag ich gerne: es ist nichts falsch an dem einen Stein in der Mitte: es ist ein Pflasterstein, so wie die anderen auch. Aber es ist auch nichts falsch an den grauen Steinen: es sind ebenfalls Pflastersteine. Dass der eine Stein nicht zu den anderen passt, bedeutet also nicht, dass er falsch ist oder die anderen es wären. Es passt nur eben nicht genau zusammen. So ist das in der Schwiegerfamilie auch: richtig, aber nicht ganz einfach. Doch mit etwas gutem Willen, einem Schuss Humor und einer Prise Gelassenheit kann das wirklich gut gelingen!

Beziehungs-ABC: R wie richtig oder falsch?

4. März 2019

Beziehungs-ABC: R wie richtig oder falsch?

In jeder Beziehung gibt es Meinungsverschiedenheiten, und das ist immer schmerzhaft. Und meist mit der Frage verbunden: wer von uns beiden hat Recht? Und damit auch: wer irrt, wer täuscht sich, wer hat etwas / alles falsch gemacht?

JedeR hat Recht, weil jedeR hat ihre/seine eigene Geschichte, aus der heraus die eigene Argumentation logisch erscheint. Niemand macht etwas, das für ihn/sie selbst falsch erscheint. Selbst wenn wir im Nachhinein oft denken, dass wir etwas gemacht haben, was im Nachhinein nicht als so sinnvoll erscheint: in dem Moment, in dem ich etwas gemacht habe, erschien es mir als eine gute Idee.

Nun aber decken sich die eigenen Erfahrungen, die eigene Deutung von Erlebnissen nicht automatisch mit denen unserer PartnerIn. Und so kommt es zu Meinungsverschiedenheiten, die dann leicht in einen Streit münden.

Wir fühlen uns angegriffen, wenn jemand unser Erleben anzweifelt – und das zu Recht. Denn was ich fühle, wie ich etwas erlebe oder wie es mir mit etwas geht – das kann mir niemand wegnehmen. Andererseits aber muss uns klar sein, dass mein Erleben nicht automatisch für andere auch logisch, und damit richtig, ist. Das bedeutet, dass wir das Erleben der/s Anderen zu respektieren haben, wie wir auch einfordern dürfen, dass das für unsere Gefühle gemacht wird. 

Das Beste, was wir tun können, ist in Ruhe miteinander darüber zu sprechen, was jedeR von uns erlebt hat, warum wir so gehandelt oder geredet haben. Wir können einander immer besser verstehen, und wenn wir uns verstanden – und nicht kritisiert fühlen, dann fällt es uns leichter, wieder einen Weg miteinander zu finden.

Beide haben wir Recht: Recht auf unsere Gefühle, aber nicht Recht darauf, dass die auch für alle anderen richtig sind. Ein gutes Miteinander wird einen Weg suchen, bei dem wir beide bestehen können, und wenn wir uns verstanden oder wenigstens respektiert fühlen, dann sind wir auch eher bereit, die Sichtweise der PartnerIn zu respektieren.

Beziehungs-ABC: N wie Nähe und Distanz

21. Januar 2019

N wie Nähe und Distanz

Die Frage beschäftigt uns in Beziehungen immer (wieder): wie nahe sind wir einander, wie viel Distanz brauchen wir? Häufig kann man etwas beobachten, was wie ein Tanz aussieht: ein Schritt aufeinander zu, ein Schritt voneinander weg.

Die Sehnsucht nach Nähe oder Distanz ist meist nicht gleich ausgeprägt bei beiden PartnerInnen, und auch pro Person wechselt das immer wieder. Nähe ist außerdem etwas, was Menschen mit unterschiedlichen Aktionen oder Situationen verbinden: manche fühlen sich besonders nah, wenn sie miteinander kuscheln, andere, wenn sie sich unterstützt fühlen, gelobt oder bei gemeinsamen Handlungen. Schon alleine diese unterschiedlichen Empfindungen können zu Missverständnissen führen, es ist also wichtig, herauszufinden, was genau sich die/der PartnerIn unter Nähe vorstellt.

Wenn wir es schaffen, einander- immer wieder – sehr nahe zu kommen, dann kann das ein sehr schönes und inniges Erleben sein: wir fühlen uns fast wie eins, wir mögen dieselben Dinge, wir können die Sätze der/des Anderen vervollständigen, wir fühlen uns ganz verstanden, tief geliebt, innig verbunden. Von diesen Zeiten lebt jede Beziehung sehr lange, und wenn es – nach der ersten Verliebtheit häufig – abnimmt, fühlen wir uns wie bei einem Kater: ungeliebt, unbefriedigt, traurig.

Und manchmal brauchen wir auch das Andere: Zeit für uns selbst, „me-time“, Freiheit, alleine sein können, tun, was wir wollen ohne uns eingeengt zu fühlen. Das kann, wenn man großes Glück hat, gleichzeitig auftreten, oft tut es das aber nicht, und das kann dann zu Kränkungen, Verletzungen oder Unverständnis führen, und zwar auf beiden Seiten: die PartnerIn, die alleine sein will, fühlt sich zu Unrecht dafür kritisiert, weil sie ja nichts Falsches tut, und die, die zurück bleibt, fühlt sich alleine gelassen, verraten, verlassen. Meine Ansicht ist, dass es für die Person immer wieder wichtig ist, sich ganz mit sich selbst zu beschäftigen, die eigenen Werte, das eigene Leben zu betrachten und zu hinterfragen, eigene Erlebnisse zu machen und zu verarbeiten, damit wir dann wieder voll Freude zu unserer PartnerIn zurückkehren können.

Wichtig ist für alle Beziehungen, dass man sich darüber klar wird, was genau die Erwartungen der/des Anderen sind, wie die Bedürfnisse ausschauen und was man selbst will. Jede Beziehung braucht Phasen der Nähe, sonst lebt sie nicht. Und sie braucht Zeiten des Alleinseins, sonst kann die eigene Person zu wenig erfahren und reifen. Wenn man verstanden hat, dass beides für eine gute Beziehung notwendig ist, dass weder das eine noch das andere schlecht oder verletzend ist (oder sein muss), dann wird man eine Form finden, die für beide Seiten gut und zufriedenstellend ist. Dann kann man selbst immer wieder für sich sein und dann wieder gerne in die Nähe der/des Anderen kommen.

Beziehungs-ABC: M wie Männer mag man eben.

14. Januar 2019

M wie Männer mag man eben.

Ich bin eine Frau, das macht es mir auf der einen Seite leicht, über Männer zu schreiben, auf der anderen Seite unmöglich. Denn ich habe nicht die geringste Ahnung, was es bedeutet, ein Mann zu sein, wie sich das Leben für einen Mann anfühlt, oder auch nur: wie sich ein Männerkörper (von innen) anspürt. Und selbst wenn: es ist ja auch nicht jeder Mann gleich, alle haben ihre eigene Geschichte – und „wann ist ein Mann ein Mann“?

Ich kann aber sagen, was ich an Männern mag und was mir nicht so gefällt. Und überraschender Weise liegt das ziemlich nah beisammen, nur durch eine Nuance voneinander getrennt: Stärke, Macht, Überlegenheit, Kraft, Autorität, Konzentration.

Das alles mag ich, wenn es gut und gezielt eingesetzt wird: zu Gunsten einer Sache oder einer Person. Aggression ist eine Kraft, die im Menschen steckt, und die ihn in die Lage bringt, „Berge zu versetzen“, Erfindungen zu machen, Gegenden zu erkunden, Bereiche zu erforschen. Oder die ihn dazu bringt, sich ein Heim zu bauen und das gegen Angriffe zu verteidigen. Männer brauchen „soft skills“, aber dabei soll es nicht bleiben, auch die „hard skills“ sind wichtig!

Dieselbe Aggression aber, gegen andere eingesetzt (Kinder, Frauen, unterlegene Männer, aber auch Tiere oder die Natur an sich) mag ich nicht. Es ist erschreckend, wie mit Gewalt so leicht und so viel zerstört wird, was lebendig sein will. Damit meine ich nicht nur die großen und deutlichen aggressiven Handlungen, sondern auch die kleinen, beinahe unsichtbaren. Jemanden nicht ausreden lassen, sich vordrängeln, Blicke, die entwertend sind – all das ist darauf aus, die eigene Person gegen die andere durchzusetzen.

Das muss nicht sein, denn wahre Größe hat das nicht notwendig. Echte Helden, wahre Ritter, wirklich Mächtige setzen sich für eine Sache ein, ohne dabei andere zu zerstören. Ein Kampf gelegentlich muss vielleicht sein, aber erstens muss der Gegner dabei auf Augenhöhe sein und zweitens muss der Kampf fair geführt werden. Es soll nicht darum gehen, den anderen klein zu machen oder auszunutzen, sondern darum, Klarheiten zu schaffen, Kompetenzen zu klären oder Dinge zu beschützen.

Männer sind … unbegreiflich, unvernünftig, unverzichtbar, unergründlich – mit einem Wort: unbeschreiblich!

Beziehungs-ABC: L wie Liebe, Lust und Leidenschaft

7. Januar 2019

L wie Liebe, Lust und Leidenschaft

Erst einmal willkommen zurück nach den Weihnachtstagen, dem Urlaub und alles Gute im Neuen Jahr 2019! Mögen all Ihre Sehnsüchte deutlich werden und viele davon in Erfüllung gehen! Das gilt auch für unser Thema Beziehung. Auch hier möge Ihnen viel gelingen, möge sie Ihnen Freude und Zufriedenheit bringen!

Liebe, Lust und Leidenschaft – all das sind schöne Dinge, die das Leben zu zweit so richtig beglückend machen. Vor allem zu Beginn einer Beziehung können wir meist gar nicht genug voneinander bekommen, können Hände und Münder nicht voneinander lassen, der/die andere riecht, schmeckt so gut, fühlt sich so schön an, …! Wir könnten ganze Tage im Bett miteinander verbringen, und oft tun wir das auch. Und das ist auch sehr gut so!


Finden Sie dennoch im Laufe der Zeit mehr Möglichkeiten als „nur“ Sex, um diese Leidenschaft miteinander zu leben! Denn die Zeiten ändern sich, man gewöhnt sich aneinander, ist nicht mehr so neugierig auf den Körper der/des anderen – der Alltag hat einen wieder. Das geschieht immer, ist unvermeidlich und sogar richtig, aber die Leidenschaft sollte dann nicht abnehmen müssen.

Suchen Sie gemeinsam nach Ausdrucksformen, die auch im Alltag leicht möglich sind: Berührungen, kleine Zärtlichkeiten, Kuscheleinheiten, Küsse. Gehen Sie miteinander tanzen oder betreiben Sie Sport, bei dem Sie einander berühren können, wo Sie miteinander auf ein Ziel hinarbeiten. Versuchen Sie auf viele Arten, die Freude aneinander, am Körper der/des anderen und an seinem/ihrem Dasein aufrecht zu erhalten.

Und vergessen Sie die lieben Worte nicht! Wir alle freuen uns über eine kleine Notiz, einen Brief, ein SMS, ein Mail – irgendeine Nachricht, die uns zeigt, dass die/der andere sich an uns wichtige Dinge erinnert, schon auf uns wartet, mit Liebe an uns gedacht hat – uns einfach liebt und uns das auch zeigt.

Das alles erhält die Leidenschaft, macht Lust aufeinander

und vertieft die Liebe.

Beziehungs-ABC: H wie Hochzeiten und Alltagstrott

26. November 2018

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Hoch-Zeiten und Alltagstrott

Es gibt Zeiten in der Beziehung, da ist alles wunderschön, da funkeln die Sterne besonders hell, da ist mir der/die Liebste besonders nah, da knistert die Beziehung, wenn wir einander anschauen, da feiern wir miteinander: da ist alles ein Fest.

amp-shipping-3636421_640Zu anderen Zeiten ist es ruhiger zwischen uns. Nicht gleich unbedingt schwer oder mühsam, nur einfach nicht so unglaublichsuperwahnsinnig toll. Da plätschert es ein wenig dahin, da passiert nicht viel Neues und Aufregendes: es ist der Alltag.

Manchmal bedauern wir, dass es nicht immer so spritzig und aufregend ist, aber das gehört dazu. Ich mag das Prinzip des Zusammen-Lebens: wir sing gemeinsam im gleichen Raum oder in der Wohnung, aber wir machen nichts gemeinsam, sondern gehen unseren eigenen Beschäftigungen nach. Von Zeit zu Zeit treffen wir einander, schenken einander hoffentlich einen freundlichen Blick oder ein liebes Wort, und dann gehen wir wieder unserer Wege. Das schafft auf die Dauer Vertrauen, gutes Miteinander und schöne Gewohnheiten. Eine sanfte Berührung hier und dort, ein kleiner Kuss, ein kleines Lob im Vorbeigehen, eine freundliche Überraschung zwischendurch – davon lebt der Liebesalltag.

tide-841098_640Es braucht diese ruhigen Zeiten, denn sie sind die Basis unseres Lebens. Nur wer Alltag hat, kann auch Feste feiern. Nur wer ruhige Gemeinschaft kennt, weiß um den Zauber der Hoch-Zeit. So wie der Mond in seinem Kreisen um die Erde das Wasser hin und her zieht, dabei Ebbe und Flut auslöst, so gehören Hoch-Zeiten wie Alltagstrott zu unserem Leben. Wäre alles ein Fest – wie anstrengend wäre das! Wir kämen aus dem Feiern nicht heraus (und gerade in der auf uns zukommenden Vorweihnachtszeit erfahren das viele Menschen!), wir sind mit der Zeit einfach gesättigt vom vielen Feiern, Lachen und Reden. Wir benötigen auch die Zeiten der Stille, auch in der der Beziehung: damit wieder Ruhe und Alltag einkehren kann, damit wir wieder unseren vielen kleinen Arbeiten nachgehen können, und damit wir uns darüber freuen, diesen Alltag nicht alleine durchgehen zu müssen. Denn das nächste Fest kommt bestimmt!

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Beziehungs-ABC: G wie Gewohnheiten – Segen oder Fluch?

19. November 2018

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Gewohnheiten – Segen oder Fluch?

Gewohnheiten sind ein Fluch: „Wir leben nur noch nebeneinander her.“

dog-1639528_640Gewohnheit ist etwas, was nach der ersten, hochemotionalen Phase, eintritt. Die erste Verliebtheit ist verschwunden und der Alltag ist eingetreten. Das ist mitunter schwer auszuhalten: es wird langweilig. Man hat schon alles gemacht, was lustig ist, man weiß schon alles aus der Vergangenheit des anderen, man hat alle Grenzen abgesteckt, alle Streitpunkte abgearbeitet. Was nun?

Eine Lösung dafür kann sein, dass wir uns etwas „Drittes“ suchen, auf das wir nun beide schauen. Im klassischen Fall sind das Kinder, es können aber auch gemeinsame Freundschaften, Engagements oder Hobbys sein. Auf diese Weise kann das gemeinsame Leben wieder spannender werden, weil von außen Eindrücke kommen, über die man sich wieder unterhalten kann.

Die andere Lösung ist, sich wieder mehr voneinander zu entfernen: jede findet ihren eigenen Kreis, weil es ja nicht möglich ist, einander „alles“ zu sein. Das ist schon wahr, jeder Mensch braucht seinen Freiraum, und den müssen wir einander auch zugestehen. Aber damit geht manchmal auch eine Enttäuschung einher, weil unsere Wünsche anders waren: mehr Gemeinsamkeit, mehr Intimität.

Gewohnheiten können aber auch ein Segen sein: Vertrautes schafft Verbundenheit.

grandparents-3436463_640Es gibt aber auch eine gute Seite der Gewohnheit: sie kann ein großes Vertrauen bewirken, das längerfristig dazu führt, dass man „im Alter gemeinsam auf der Hausbank sitzt“. Wenn wir gut aneinander gewöhnt sind, wir einander nichts mehr beweisen müssen und nicht mehr in Machtkämpfe verstrickt sind, dann können wir miteinander zur Ruhe kommen. Aneinander gewöhnt zu sein schafft Vertrauen, Gemeinsamkeit und Verbundenheit.

Gewohnheiten sind beides: Segen und Fluch.

Die Kunst besteht also darin, einander nicht für selbstverständlich zu nehmen,  nicht „eh schon alles voneinander zu wissen“, sondern sich immer wieder neu von der PartnerIn überraschen zu lassen. Und dabei gleichzeitig gemeinsam zur Ruhe zu kommen, sich aufeinander verlassen zu können. Man könnte sagen, wir streben eine „bewegte Ruhe“, eine „vertraute Fremdheit“ oder eine „neugierige Gewohnheit“ an, wenn wir sowohl den Segen als auch den Fluch der Gewohnheit nutzen wollen.

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