Sandra leidet seit langem unter einer Essstörung. Sie ist 36 Jahre alt und hat seit ihrem 14. Lebensjahr unterschiedlich häufig Bulimieanfälle. Zeitweise mehrmals am Tag, dann wieder phasenweise so selten, dass sie die Hoffnung hat, es hätte aufgehört. Aber wenn ihr etwas über den Kopf wächst, etwas zu viel, zu anstrengend, zu unangenehm wird, beginnt sie zu essen, und dann bricht sie, aus schlechtem Gewissen. Das hilft meistens. So etwa 20 Minuten…
Sie kommt zu mir in Therapie, weil sie so nicht mehr weitermachen möchte. Sie hat schon mehrere Therapieversuche hinter sich, die sie alle nur kurz durchgehalten hat. Aber jetzt, sagt sie, möchte sie es „für sich“ machen.
Therapie-Beginn:
Das ist eine gute Voraussetzung, und so beginnen wir damit, Sandras Umgang mit sich selbst zu verbessern. Wir suchen Körperregionen, die sie nicht „hasst“. Sie findet ihre Haare gut, ihre Hände gefallen ihr und sie mag ihre Muskulatur. Sie lernt, diese Regionen auszunehmen, wenn sie Anfälle hat, in denen sie „nichts an sich ausstehen kann“.
Dann wenden wir uns ihrer Persönlichkeit zu, sie merkt, dass sie auch an ihrem Charakter Züge gerne hat: sie ist lustig und umgänglich, verlässlich und immer nett zu den Gästen in dem Hotel, in dem sie als Rezeptionistin arbeitet. Sie beginnt, sich freundlicher zu betrachten und stoppt sich, wenn sie auf sich losgehen will.
Arbeit an der Biographie:
Bei der Arbeit an ihrer Biographie erkennen wir, dass in ihrem Elternhaus Männer und Buben mehr gegolten haben als Frauen und Mädchen, das ging von beiden Elternteilen aus. Die Mutter war selbst nicht sehr feminin und bevorzugte den Bruder deutlich. Der Vater war zu beiden Kindern streng, mochte aber den Bruder anscheinend auch lieber, da er mit ihm “Männersachen” machen konnte. Eine Frau zu werden war also nicht leicht für Sandra, und so beschäftigen wir uns mehrere Monate mit diesem Thema, zu dem sowohl das Frauenbild als auch Sexualität und Beziehungsgestaltung gehören. Sandra hatte mehrere, nicht allzu lange Beziehungen, die sie meist von sich aus abgebrochen hat.
Gleichzeitig suchen wir nach Strategien, mit Unwohlsein so umgehen zu lernen, dass ein Essanfall nicht notwendig wird, und falls es doch zu einem gekommen ist, sich dafür nicht zu bestrafen sondern besonders liebevoll mit sich umzugehen. Das fällt Sandra, wie vielen Menschen, nicht leicht, aber mit der Zeit gelingt es ihr immer besser.
weiter in Therapie…
Sandra ist noch immer in Therapie, wir arbeiten seit etwa einem Jahr miteinander, und ihr Zustand hat sich deutlich gebessert. Aber sie wird noch eine Weile weiterkommen, da bei einem Problem, das über so lange Zeit besteht, die eingefahrenen Muster sehr tief und nicht leicht zu ändern sind. Aber sie ist auf einem sehr guten Weg, sie geht liebevoller mit sich um, kann ihre Fehler leichter wegstecken, ist dabei, einen für sie guten Umgang mit ihrer Familie zu finden und hat seit einigen Wochen einen Freund, mit dem sie sich gut versteht, aber wo sie auch immer wieder Nein sagen kann, wenn sie es braucht.
Sie geht einen guten Weg, sie wird es schaffen!
Wenn Sie in einer ähnlichen Situation feststecken, dann lassen auch Sie sich helfen! Essstörungen sind hartnäckig, und nur wenige Menschen schaffen es ohne professionelle Unterstützung, sich daraus zu befreien. Kommen Sie zu einem Erstgespräch vorbei, rufen Sie mich an, oder machen Sie online einen Termin aus. Ich freue mich darauf, Sie kennenzulernen!
(P.S. Sandra heißt natürlich nicht wirklich so, ihre Daten sind so weit verändert, dass sie nicht zu erkennen ist. Oder so, dass jedeR sich darin ein Stück weit erkennen könnte…)