Posts Tagged ‘Liebe’

Beziehungs-ABC: I wie Ich liebe dich!

3. Dezember 2018

I wie Ich liebe dich.

Manchmal ist es ganz leicht, diese „berühmten drei Worte“ zu sagen. Sie sind verbunden mit der Hoffnung, dass es auch in Zukunft so bleiben soll, weil es so schön ist, geliebt zu werden und lieben zu dürfen. Aber nicht immer ist es so, dass wir diese Liebe auch wirklich in unserem Inneren empfinden.

Wie ist das mit der Liebe in einer Beziehung? Wie wichtig ist sie für eine Beziehung, was passiert, wenn man sie nicht mehr fühlt, kann sie vergehen, und wenn ja, warum? Kann man das überhaupt beeinflussen?

Ich habe viel darüber nachgedacht, weil ich das für eine sehr wichtige Frage halte. Liebe kann man, meiner Ansicht nach, nicht überbewerten, aber man darf sie auch nicht überbewerten. Das klingt nach einem Widerspruch, bitte lassen Sie es mich erklären:

Liebe ist für die Beziehung wichtig, ohne Liebe ist sie schal und langweilig, niemand interessiert sich dafür, und schon gar nicht würde man irgendetwas für den/die Anderen tun, wenn man sie nicht lieben würde. Sie ist das Feuer, das die Beziehung am Leben erhält, sie ist die Wärme, die uns zusammenschmilzt, sie ist der Kitt, der uns beisammen hält, die ständige Sehnsucht nach dieser Wärme bringt uns dazu, uns für einander einzusetzen und liebevoll zu sein.

Aber Liebe ist mehr als ein Gefühl, sie ist auch eine Entscheidung, und daher darf das Gefühl nicht überbewertet werden. Es ist die Entscheidung, der/dem Anderen gegenüber wohlwollend zu sein, ihr/ihm zuerst einmal mit einem positiven Vorurteil zu begegnen, und auch in mühsamen Zeiten das Handtuch nicht gleich zu schmeißen. Manchmal ist es mit der Liebe wie mit dem Grundwasserspiegel, der immer noch da ist, auch wenn oben das Wasser schon spärlich wird. Dann muss man – wie bei einem Brunnen – pumpen, damit es oben auch wieder erscheint, dann muss man an der Beziehung arbeiten, damit sich die Liebe wieder einfindet.

In diesem Sinne ist es manchmal wie schwere Arbeit, „Ich liebe dich“ zu sagen, und manchmal ganz leicht. Wenn es leicht ist – genießen Sie es. Wenn es schwer ist – machen Sie sich an die Arbeit! Je größer die Mühe, desto besser schmeckt das Ergebnis, wenn es gelingt!

Beziehungs-ABC: H wie Hochzeiten und Alltagstrott

26. November 2018

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Hoch-Zeiten und Alltagstrott

Es gibt Zeiten in der Beziehung, da ist alles wunderschön, da funkeln die Sterne besonders hell, da ist mir der/die Liebste besonders nah, da knistert die Beziehung, wenn wir einander anschauen, da feiern wir miteinander: da ist alles ein Fest.

amp-shipping-3636421_640Zu anderen Zeiten ist es ruhiger zwischen uns. Nicht gleich unbedingt schwer oder mühsam, nur einfach nicht so unglaublichsuperwahnsinnig toll. Da plätschert es ein wenig dahin, da passiert nicht viel Neues und Aufregendes: es ist der Alltag.

Manchmal bedauern wir, dass es nicht immer so spritzig und aufregend ist, aber das gehört dazu. Ich mag das Prinzip des Zusammen-Lebens: wir sing gemeinsam im gleichen Raum oder in der Wohnung, aber wir machen nichts gemeinsam, sondern gehen unseren eigenen Beschäftigungen nach. Von Zeit zu Zeit treffen wir einander, schenken einander hoffentlich einen freundlichen Blick oder ein liebes Wort, und dann gehen wir wieder unserer Wege. Das schafft auf die Dauer Vertrauen, gutes Miteinander und schöne Gewohnheiten. Eine sanfte Berührung hier und dort, ein kleiner Kuss, ein kleines Lob im Vorbeigehen, eine freundliche Überraschung zwischendurch – davon lebt der Liebesalltag.

tide-841098_640Es braucht diese ruhigen Zeiten, denn sie sind die Basis unseres Lebens. Nur wer Alltag hat, kann auch Feste feiern. Nur wer ruhige Gemeinschaft kennt, weiß um den Zauber der Hoch-Zeit. So wie der Mond in seinem Kreisen um die Erde das Wasser hin und her zieht, dabei Ebbe und Flut auslöst, so gehören Hoch-Zeiten wie Alltagstrott zu unserem Leben. Wäre alles ein Fest – wie anstrengend wäre das! Wir kämen aus dem Feiern nicht heraus (und gerade in der auf uns zukommenden Vorweihnachtszeit erfahren das viele Menschen!), wir sind mit der Zeit einfach gesättigt vom vielen Feiern, Lachen und Reden. Wir benötigen auch die Zeiten der Stille, auch in der der Beziehung: damit wieder Ruhe und Alltag einkehren kann, damit wir wieder unseren vielen kleinen Arbeiten nachgehen können, und damit wir uns darüber freuen, diesen Alltag nicht alleine durchgehen zu müssen. Denn das nächste Fest kommt bestimmt!

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Beziehungs-ABC: E wie Erotik und Sexualität

5. November 2018

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E wie Erotik und Sexualität

Kaum ein anderes Thema geht uns so nahe wie dieses, kaum eines ist mit Beziehung enger verbunden, kaum eines wird so kontrovers diskutiert: Erotik und Sex sind Dauerbrenner.

Wie können wir uns dem Thema so nähern, dass nicht Altbekanntes zum x-ten Mal wiederholt wird, keine Klischees bestärkt, keine Verletzungen wiederholt, keine Methode verteufelt, kein Ideal beschworen und keine  Phrasen gedroschen werden?

arrow-2085195_640Dazu möchte ich an den Beitrag von letzter Woche anknüpfen: du bist anders. Du bist der/die ganz Andere, und das gilt auch im Bereich der Sexualität. Aber anders zu sein kann uns über uns selbst verunsichern („bin ich richtig so, wo ich doch anders bin als du?“). Ebenso kann uns das Anderssein des/der Anderen unsicher machen  („bist du richtig so, wo du doch so anders bis als ich?“).

lover-1822498_640Diese Unsicherheit verursacht eine Spannung, die gerade in einem Punkt, der uns so nahe geht wie Sexualität, leicht zerstörerisch werden kann. Die Spannung kann dann gegen den/die Andere als Vorwurf verwendet werden: bei unterschiedlich häufigem Auftreten von Lust („immer / nie willst du Sex!“), oder bei unterschiedlichem Tempo beim Sex („du kommst zu früh / zu spät!“), bei unterschiedlichen Vorlieben („du bist zu bieder / pervers!“) oder bei unterschiedlichen Praktiken („immer / nie willst du ….!“). Dann fühlen wir uns verletzt, unverstanden, beschämt. Und gerade die Scham macht es uns schwer, im Gespräch zu bleiben.

boy-2462944_640Die Lösung besteht darin, anzuerkennen, dass alle das volle Recht haben, genau die Art von Sex zu wollen, die sie mögen. Denn das ganze Leben, alle Erfahrungen haben dazu geführt, dass ich genau so bin, wie ich bin, dass mich das erregt, was mich erregt, dass ich dann Sex mag, wann ich mag und dass ich diese Art von Erotik ansprechend finde und eine andere weniger. Es ist völlig legal, genau so zu sein wie ich bin.

Wichtig ist nur, das auch der/dem Anderen zuzugestehen. Wenn wir es aber schaffen, einander liebevoll zuzugestehen: „Ich bin okay, du bist okay!“, dann kommen wir aus der Schleife der Vorwürfe und Rechtfertigungen heraus und können voll Staunen die Welt des/der Anderen entdecken (die aber niemals die unsere sein wird oder sein muss oder soll!).

Dann kann genau diese Ebene eine besonders innige werden, sodass es uns möglich ist, nicht bloß „Sex zu haben“ sondern wirklich „Liebe zu machen“. 

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(Der Kuss. nach Auguste Rodin)

Beziehungs-ABC: A wie: Aller Anfang ist leicht

8. Oktober 2018

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Aller Anfang ist leicht!

Nach längerer oder auch kürzerer Zeit, mit mehr oder weniger Sehnsucht und Hoffnung ist es nun endlich so weit: ihr habt einander gefunden und euch ineinander verliebt. Dieses Gefühl ist wunderschön: alles erscheint leicht, man selbst fühlt sich interessant, sexy, wunderschön, liebenswert und unglaublich witzig. Dasselbe gilt für die PartnerIn: sie/er ist endlich eine Seelenverwandte, ein Held ohne Fehl und Tadel!

Das ist eine gute Zeit, weil man mit jedem Menschen eine neue und andere Welt in all ihrer Schönheit kennenlernt, und weder sie noch die Ansichten der PartnerIn hinterfragt. Gleichzeitig ist da jemand, die/der sich für mich interessiert, meine Welt kennenlernen und das Leben mit mir teilen möchte.

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Zwei sehr unterschiedliche Probleme kann es in dieser Phase einer Beziehung geben: auf der einen Seite gibt es die, die diese Zeit immer festhalten möchten und auf der anderen die, die sie sich nie zu erleben getrauen.

castles-616573_640Die Enttäuschten: Wenn diese Zeit der Verliebtheit vergehen wird, dann wird eine gewisse Enttäuschung darüber entstehen. „Ich wollte einen allnächtlichen Mann – und habe einen alltäglichen bekommen.“ Was erst lustig oder traurig klingt, ist aber auch die einzige Möglichkeit, dass aus der Verliebtheit eine tiefe Liebe wird, die die Beziehung auf Dauer tragen kann.

Verliebtheit ist toll, aber eine Beziehung tragen kann sie nicht. Sie ist das Sahnehäubchen auf dem Kuchen der Liebe, und es ist gut, wenn wir uns immer wieder neu in unsere PartnerIn verlieben, wenn wir immer wieder aus dieser Zeit des Anfangs schöpfen und uns wieder einmal so verhalten wie am Anfang. So wird die Zeit der Verliebtheit immer eine Erinnerung daran, dass wir einander nicht als selbstverständlich betrachten: es ist ein Geschenk, dass du mit mir zusammen bist und mich liebst, mich in meiner Eigenart erträgst und auch in schwierigen Phasen bei mir bleibst.

sculpture-1478106_640Und dann gibt es Menschen, die vor lauter Angst erst gar niemanden so nahe an sich heranlassen, dass sie sich verlieben könnten. Sie fürchten den Verlust der wunderbaren Träume so sehr, dass sie lieber ihr Herz verschließen, von Anfang an die Fehler im Anderen suchen, der es ihnen unmöglich machen wird, sich überhaupt ernsthaft auf jemanden einzulassen.

Die Aussagen dieser Menschen sind dann: „Die große Liebe ist ja nur ein Märchen, die gibt es gar nicht.“ Oder: „Warum soll ich mir das Ganze mit der Beziehung antun, es macht mich höchstens verletzbar.“ Aber die Sehnsucht nach Nähe, die ist bei Vielen trotzdem da.

Verliebtheit ist ein schönes Gefühl, wir dürfen diese Phase genießen, ja, wir sollen es sogar. Wir dürfen nur nicht glauben, dass das schon alles ist, dass es immer Rosen regnen muss oder gar soll. Aber wir können später immer wieder auf diese Zeit zurückschauen und uns daran erinnern, welch ein tolles Geschenk es bedeutet, wenn einem jemand das Herz schenkt.

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Sommerreihe 2018: nach Lust und Laune 10: Lust und Liebe

3. September 2018

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Lust und Liebe

Sie werden sich erinnern: ich könnte eine ganze Sommerserie über die Liebe schreiben, weil es dazu so unendlich viel zu sagen gibt. Ich will mich heute mit einer speziellen Art von Liebe beschäftigen: der Liebe zu Menschen allgemein.
Vielen fällt bei „Liebe“ die partnerschaftliche Liebe ein oder die Liebe zu den Kindern. Aber Liebe ist auch eine grundsätzliche Einstellung: ein weit offenes Herz, das bereit ist, freundlich und erst einmal prinzipiell offen auf Menschen zuzugehen. Das klingt Vielen vielleicht nach Naivität, aber es geht darum, anderen Menschen alles zuzutrauen, sogar das Gute ;). Also: es muss nicht automatisch so sein, wäre aber grundprinzipiell trotzdem möglich, dass diese anderen Menschen sogar Recht haben, nett sein oder sogar mögliche FreundInnen sein könnten …!
(Denn dass alle außer uns vollkommene Idioten sind, die von nichtseine Ahnung haben, und dass wir sowieso und außerdem alles am besten wissen – das fällt uns erstaunlich leicht.)
Wenn wir diese Art von Liebe üben, werden wir erstaunlich Effekte beobachten: die Menschen werden uns tatsächlich freundlicher erscheinen, wir werden mehr positive Erfahrungen mit den Anderen machen.
Meine Oma hat das genannt: „Wie man in den Wald hineinruft, so kommt es zurück“. Probieren Sie es, es stimmt tatsächlich. Je liebevoller wir mit den Menschen umgehen, desto netter sind sie auch zu uns.
Es ist also hier auch so, wie wir es aus der Zweierbeziehung kennen: lieben ist ein Tun-Wort! Wir sind liebevoll (auch), damit wir selbst liebevoll behandelt werden. Wir machen es also nicht (nur) für die anderen sondern immer (auch) für uns selbst!
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Experiment 10:
freundlich „in den Wald rufen“
 
Sie werden sich schon denken, was Sie in den nächsten Tagen ausprobieren dürfen: seien Sie zu ein paar Menschen, die Ihnen gar nicht besonders nahe stehen oder die Sie überhaupt nicht kennen, freundlicher und liebevoller als sonst. Ein Lächeln hier, ein freundliches Wort dort – und achten Sie darauf, welchen Effekt das hat: auf die anderen, und auch auf Sie selbst.
Aber Achtung: es könnte Nebenwirkungen haben: Sie könnten sich besser fühlen und Sie könnten angelächelt werden.
Ein liebevoller Mensch zu sein kann sich niemals nur auf den engsten Kreis beziehen sondern ist immer eine Einstellung des Herzens!

Frank S.: I´ve got you under my skin!

13. November 2017

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Ich habe das Wochenende sehr genossen. Barbara war wirklich gut drauf, wir haben viel miteinander unternommen. Es war schwer, sie dann am Sonntag Abend in den Bus steigen zu sehen. Ich freue mich immer, wenn wir uns gut verstehen. Ich hatte noch nie eine Freundin, mit der ich mich so gut verstanden habe.

„Das freut mich sehr. Wenn ich fragen darf: was ist denn anders als mit den Freundinnen bisher?“

Sie ist lustiger, weniger launisch. Das macht es viel einfacher. Die anderen waren immer irgendwie schwierig, das ist sie nicht. Und wir können über alles reden. Sie ist sehr verständnisvoll, was meine Art angeht, sie beklagt sich nicht ständig. Keine komplizierte Frau eben. Ich hatte schon fast aufgehört, darauf zu hoffen.

„Und Sie – was machen SIE anders als bisher? Irgendwie nehmen wir uns ja immer selber mit in eine neue Beziehung. Wenn wir auf Dauer etwas anderes erleben wollen, müssen wir auch bewusst selbst anders sein.“

teds-1808323_1280Ja, ich versuche, meine Gefühle mehr zu zeigen. Mehr über mich zu sprechen. Das fällt mir nicht leicht, aber Barbara ist da eh sehr konsequent. Sie fragt mich immer wieder. Am Anfang hat mich das schon eher genervt, aber ich merke, dass ich da auch besser werde. Es fällt mir leichter, bei mir und bei meinen Gefühlen zu bleiben statt immer nur zu schauen, wie sie drauf ist. Dafür ist sie selbst verantwortlich. 

„Das klingt alles sehr gut, gratuliere!“

Ja, ich bin auch sehr froh, dass wir den Einstieg geschafft haben. Die ersten Monate sind doch die entscheidenden, meiner Erfahrung nach. Ich habe ein richtig gutes Gefühl bei Barbara und mir. Und auch der Sex funktioniert gut, das ist nicht immer bei den Frauen so. Oft geht es mir so, dass nach der ersten Begeisterung die Zahl der heißen Nächte auch abflaut, aber das ist bei uns bis jetzt nicht so. Wahrscheinlich, weil wir nicht immer zusammen sind. Das hält die Sehnsucht aufrecht.

Das kann gut sein. Wird das denn so bleiben – die Fernbeziehung? Haben Sie sich darüber schon Gedanken gemacht?

Barbara hat eine Fixstelle in ihrer Firma, die kann da schwer weg. Ob ich allerdings Graz verlassen will? Das scheint mir doch ein großer Schritt zu sein. Mir wäre lieber, Barbara käme zu mir. Dann wäre das Risiko nicht so groß.

„Für Sie jedenfalls.“

key-2114046_640Ja, natürlich. Da ist also sicher noch nicht bald eine Lösung in Sicht. Dazu kommt noch, dass wir da unterschiedlich denken: ich hätte sie schon gerne näher bei mir, aber ihr ist der Freiraum ganz recht. Sie freut sich immer, wenn sie Tage für sich hat. Das geht für mich auch, aber die Nächte sind schwer. Ich schlafe nicht gerne allein. Aber, wissen Sie was: ich gedulde mich da einfach. Ich habe von Ihnen gelernt, dass nicht alle Probleme auf einmal zu lösen sind, und versuche einfach, mich auf das zu konzentrieren, was im Moment dran ist.

„Danke, Frank, das freut mich.“

Marilyn: Manche mögen´s nicht einsam.

18. September 2017

woman-466130_1280Marilyn kommt in die Sitzung, es ist die vierte, die Stunde beginnt daher etwas schleppend – auch Therapie zu machen will gelernt sein.  Aber nach einigen Minuten finden wir ein Thema, über das sie sprechen möchte: die Beziehung mit John F.K. Ich lade sie ein, einfach einmal damit anzufangen, was der aktuelle Stand ist.

„Am Freitag habe ich John F.K wieder einmal getroffen, das erste Mal seit einigen Wochen. Er war sehr hungrig auf mich, der Sex war daher echt großartig. Aber dann wollte ich noch mit ihm zusammen etwas trinken – dafür war dann wieder keine Zeit. Er wollte bald wieder weg, und so war es dann auch.“

„Wie war das für Sie?“


„Naja, es war irgendwie „business as usual“. Er ist dann immer sehr schnell wieder weg. Ich verstehe das ja auch, er hat viel zu tun, sein Beruf ist sehr stressig. Er hat unheimlich viel zu tun. Nächste Woche ist er schon wieder ein paar Tage irgendwo im Mittleren Osten, einen Vertrag abschließen.“

„Ja, aber wie war das für Sie?mural-1331783_1280

„Ich bin es gewöhnt. Und dann muss er ja auch gut aufpassen, dass Jackie, seine Frau, nichts mitbekommt. Die ist sehr eifersüchtig. Schrecklich. Alles kontrolliert sie. Ich würde nie einen Mann so sehr in die Zange nehmen wie sie.“

„Marilyn, ich frage gerne noch einmal: wie ist es Ihnen damit gegangen?


(Sie wird nachdenklich, schaut eine Weile in ihren Schoß und seufzt dann.) „Ich habe mich leer gefühlt, wie so oft. Ich habe ihm dann etwa 10 Nachrichten geschickt, die ersten drei hat er noch gelesen und geantwortet, dass er in einer Besprechung ist. Die restlichen hat er nicht mehr einmal mehr angeschaut. Ich bin die ganze Nacht wach gelegen und habe gehofft, er liest sie doch und antwortet, aber das hat er dann erst am Montag gemacht. Am Montag – drei Tage später! Aber ich weiß schon: oberste Regel: das Wochenende gehört der Familie. So ist das, wenn man die Nebenfrau ist.“

„Klingt bitter.“

„Ist es auch. Gerade am Wochenende bin ich dann oft einsam. Unter der Woche telefonieren wir manchmal, schreiben uns, aber Samstag, Sonntag – Funkstille. Ich hab zum Glück an beiden Tagen gearbeitet, da war ich wenigstens abgelenkt. Aber die Abende sind manchmal echt lang. Ich bin dann mit einer Freundin fort gegangen, aber die ist gerade frisch verliebt und erzählt mir ständig, wie gut es ihr geht, wie toll und superlieb ihr neuer Lover ist – das halte ich nicht so gut aus.“

„Ich bin froh, dass es Ihnen gelungen ist, die Frage nach sich selbst doch zu beantworten. Das scheint Ihnen schwer zu fallen: ich musste drei Mal nachfragen, bis sie über sich selbst gesprochen haben. Die erste Antwort war über John F.K, dann über Jackie, und erst beim dritten Mal habe Sie über Sie selbst gesprochen. Ist Ihnen das aufgefallen?“

Vorragn„Nein, aber Sie haben Recht: ich komme immer am Schluss in dieser Geschichte. Immer kommen erst die beiden und ihre ach so tolle Ehe, die auf keinen Fall scheitern darf wegen der Kinder. Und dann, wenn noch Zeit ist, kommt er zu mir.“

„Ja, sicher, das ist schwer, wenn man die „Affäre“ ist. Aber jetzt gerade war es nicht er, der Sie nicht beachtet hat, sondern Sie selbst. Kennen Sie das sonst auch in Ihrem Leben, dass Sie sich nicht wichtig genug nehmen, dass Sie sich sogar manchmal selbst vergessen?“

Marilyn nickt und wir reden eine Weile darüber, wie es ihr besser gelingen kann, sich selbst mit ihren Gefühlen wahr zu nehmen. Wir überlegen, wie sie sich immer wieder daran erinnern kann und sie nimmt sich vor, sich in der nächsten Zeit irgendwie zu belohnen, wenn es ihr gelingt, ihre eigenen Gefühle ernst zu nehmen. Dann vereinbaren  wir einen neuen Termin und verabschieden uns von einander.

In der nächsten Folge „Manche mögen´s heiß“  in ein paar Wochen werden wir erfahren,   wie gut es Marilyn gelungen ist, sich wichtiger zu nehmen und welches Belohnungssystem sie sich ausgedacht hat. Halten wir ihr die Daumen, dass sie es immer wieder schafft!

 

Auferstehung heute

17. April 2017

cross-1517092_1280Ostern, habe letzte Woche geschrieben, ist DAS zentrale Fest des Christentums. Denn da geht es um die Botschaft, die auch die Wichtigste für unsere abendländischen Werte ist:

das Leben ist größer als der Tod,

die Liebe ist stärker als die Angst,

das Lachen dauert länger als das Weinen.

Wir glauben an die Macht des Guten, wir wollen Freundlichkeit miteinander leben und erleben, wir wollen einander Gutes tun und Gutes erhalten. Das zeigt sich, indem wir einander beschenken: mit Eiern und Osterhasen, mit Geschenken und Besuchen, mit Zeit und mit Aufmerksamkeit, mit Freundschaft und Liebe.

Das ist Auferstehung heute:

einander dieses Gute zu tun, miteinander Freude zu erleben, die Freundlichkeit ausbreiten, respektvoll miteinander umgehen, sich und andere liebevoll behandeln.

Mehr ist es nicht. Aber weniger auch nicht.

Denn der Hass soll nicht in unserem Leben bleiben, die Angst nicht, das Misstrauen nicht und die Verzweiflung nicht. Nie müssen wir ganz die Hoffnung verlieren angesichts unseres Glaubens daran, dass alles gut ausgehen wird, dass die Dummheit nicht für alle tree-215970_640Zeit regiert, dass die Traurigkeit einer Hoffnung weichen wird, dass der Krieg mit einem Frieden endet und dass der Tod nicht das letzte ist, was von einem Menschen bleibt.

Ich lade Sie zu dieser Auferstehung ein – heute und alle Tage! In diesem Sinn: frohe Ostern, und glauben Sie an die Auferstehung, leben Sie sie!

Valentinstag

13. Februar 2017

IMG_0279Wie zeige ich meine Liebe? Wie drücke ich gut aus, was ich für die andere Person empfinde? Was ist eine gute Liebeserklärung, die auch als solche ankommt?

„Was wünscht du dir als Zeichen meiner Liebe? Was kann ich tun, um dich glücklich zu machen?“

Was braucht meine PartnerIn, um sich geliebt zu fühlen?  Man kann nie von sich auf die/den Anderen schließen: was mich glücklich macht, ist nicht automatisch das, was die andere genauso freut. Das braucht eine Portion Demut, selbst wenn wir einander schon lange kennen, kann ich nachfragen.

Vielleicht ist das schönste Geschenk zum Valentinstag heuer nicht das, was du willst sondern das, was deine PartnerIn sich wünscht? Blumen, Essen, Geschenke sind Dinge, die gerne verschenkt werden – nicht so gerne ist, die Garage aufzuräumen, das Bild aufzuhängen, die Klospülung zu reparieren oder einmal ganz anderen Sex zu haben.

Nur deine Frau / dein Mann kann sagen, wann er/sie sich geliebt fühlt. Mach heuer eine Liebeserklärung, die überraschend anders ist! Und lass dich überraschen von dem, was dann möglich ist. Echte Liebe macht immer mehr möglich als wir denken. 

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Partnerschaft

16. Januar 2017

Wenn du einen Partner oder eine Partnerin hast, welche Gefühle genau empfindest du für ihn oder sie heute? Würdest du dich heute wieder für diese Partnerschaft entscheiden? Aus welchen Gründen würdest du dich dafür oder dagegen entscheiden? Wenn sich deine Meinung geändert hat, wann ist das geschehen und warum ist das so?

Liegt es in deiner Möglichkeit, das zu ändern?

tavern-398712_1280Viele Menschen leben Beziehungen so, als ob sie vor einem Ofen säßen und sagen: Wenn du mir Wärme gibst, gebe ich dir Holz!

Bei diesem Beispiel sehen wir, dass das nicht funktionieren wird. Wir müssen anfangen damit, wir sind aufgerufen, den ersten Schritt zu tun. Und zwar nicht deshalb, weil ich finde, dass der Ofen das Holz verdient hat sondern weil ICH es warm haben will. Meine erste Handlung ist in Beziehungen so wichtig wie in der Physik!

Übernimm Verantwortung für deinen Anteil an diesem gemeinsamen Leben. Wenn du möchtest, dass deine Beziehung gut ist, liegt es (auch) an dir, das zu tun.

Lieben ist ein „Tun-Wort“!

Wenn du etwas tust, wodurch sich deine PartnerIn geliebt fühlt, wird das auf dich fireplace-620427_1280zurückkommen. Direkt oder indirekt, über deine geänderte Sicht. (Das funktioniert aber nur, wenn du tatsächlich einen Schritt tust, nicht, wenn du das aus Berechnung machst!)

Wenn du es aber schaffst, diesen Schritt zu machen, wenn du liebevoll mit deinem Partner / deiner Partnerin umgehst, dann wirst du die Wärme spüren, die sich daraufhin ausbreitet. Du wirst Liebe erfahren, deine eigene und die von anderen. Nicht nur in deiner Partnerschaft sondern im Umgang mit allen Menschen.