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Den Menschen zuschauen – Teil 2

1. Mai 2017

man-700066_1280Ich hoffe, Sie haben ein paar Erfahrungen damit gemacht, Menschen zuzuschauen, und dabei beim Schauen zu bleiben, ohne die Menschen oder ihr Verhalten zu beurteilen. Und vielleicht haben Sie auch bemerkt, wie schwer das ist, weil wir so viel nicht verstehen, nicht nachvollziehen können.

Daher mache ich Ihnen heute einen Vorschlag:

denken Sie sich gute Gründe aus, warum Menschen genau so handeln, wie sie es tun!

Strengen Sie Ihre Phantasie an, überlegen Sie sich, was diese Menschen dazu bringen könnte, so (komisch, falsch, dumm – in Ihren Augen!) zu handeln. Das macht Spaß und hilft uns auf Dauer, nicht alle für dumm und falsch zu halten.

Jeder hat gute Gründe für das, was er/sie tut!

Ich habe noch nie mit jemandem gesprochen, der nicht rechtfertigen konnte, was er/sie getan hat: alles erscheint uns in dem Augenblick, wo wir uns für etwas entscheiden, sinnvoll. Selbst eine „Schnapsidee“ finden wir in diesem Moment gut (wenn wir auch ahnen, dass wir es morgen bereuen werden!) Niemand entscheidet sich bewusst falsch: jetzt gerade scheint es die gute Idee zu sein.

Wir beurteilen uns selbst immer nach der Motivation, die anderen aber nach ihren Handlungen.

Das macht die vielen Missverständnisse aus: unsere Motivation ist (wie die der anderen auch!) immer gut, wir finden immer, dass wir im Recht sind. Das gilt im persönlichen Bereich wie im Großen, Politischen. Die Gründe der anderen kennen wir ja nicht, da sehen wir nur, was sie tun. Und die Handlungen von Menschen sind nicht immer nur gut und förderlich – weder im privaten noch im politischen Bereich.

Und – wenn wir ehrlich sind – auch unsere Handlungen sind nicht immer nur freundlich.

Jede Handlung kommt aus einer guten Motivation, kann aber trotzdem für andere unverständlich, ja sogar verletzend sein! Das gilt für uns und die anderen.

Daher: denken Sie sich Gründe aus, warum Menschen so handeln wie sie es tun!

Ihre Gründe mögen falsch sein, sind es vermutlich auch, aber das spielt keine Rolle. smart-1348189_1280Es geht nur darum, den anderen gute Gründe zu unterstellen.

Ich habe das lange Zeit beim Autofahren gemacht, wo ich mich früher oft sehr geärgert habe. Jetzt denke ich mir: dieser Mensch, der mich so leichtfertig überholen muss – sicher hat er Durchfall und braucht dringend ein Klo, oder seine Frau liegt in Wehen oder das Kind hat Liebeskummer und muss schnellstens getröstet werden, …!

Oder eine Person trägt genau dieses Gewand, weil es ihr die Oma geschenkt hat oder die Teenager-Tochter und sie ihr eine Freude machen will. Oder dieser Mensch redet so laut, weil …

Sie merken: es macht Spaß – und eine Menge Krisen treten auf :))!

Aber wer sagt, dass Sie nicht Recht haben? Sicher ist nur, dass ich mich seitdem viel weniger über Menschen ärgere, weil ich einfach annehme, dass sie einen guten Grund haben (und nicht einfach nur deppert sind, wie die Meisten denken).

Achtsamkeit – den Menschen zuschauen

24. April 2017

Wir kommen zurück zur Achtsamkeit, womit wir uns vor Ostern schon beschäftigt haben. Haben Sie ein Mandala gemalt, haben Sie dem Klang der Welt gelauscht? (Wenn nicht, tun Sie es, machen Sie Ihre eigenen Erfahrungen damit!)

u-leg-bridge-1370437_1280Heute lade ich Sie zu einer Achtsamkeitsübung der besondern Art ein:

den Menschen zuschauen.

Wenn Sie versucht haben, achtsam dem Klang der Welt zu lauschen, haben Sie eine Ahnung, um was es dabei gehen könnte:

um das nicht-wertende Schauen:

Was tun Menschen so? Wie sehen sie aus? Was sagen sie, wie verhalten sie sich?

Diese Übung ist etwas schwerer als der Klang der Welt, denn da merken wir, dass wir noch schneller im Werten sind: gut, schlecht, angenehm, unangenehm, richtig, falsch.

Aber wenn Sie genau beobachten, werden Sie merken, dass die Menschen, bzw das Verhalten von Menschen, das Sie verstehen oder das Ihrem eigenen Verhalten ähnlich ist, von Ihnen besser beurteilt wird als das, das Sie nicht verstehen oder das anders ist als  Ihres. Das ist verständlich, aber auch schade: denn wer andere verurteilt, kann auch von ihnen nichts lernen.

Es ist immer das Andere, an dem wir lernen können.

Das Eigene, das Bekannte, bestätigt uns, aber es bringt uns nicht dazu, eine neue Erfahrung zu machen.

Wenn Sie immer nur dieselben Ausflüge machen, immer nur dieselben Orte besuchen, lake-1887584_1280dann hat das den angenehmen Charakter des Vertrauten und Gewohnten, aber Sie werden nie erleben, wie andere Orte aussehen, Sie werden keine Erweiterung Ihrer Erfahrungen machen.

Mut zu Neuem!

Es ist nichts dagegen einzuwenden, sich bestätigen zu lassen oder Vertrautes wieder zu besuchen: das fühlt sich gut an, man kennt sich aus, man ist irgendwie „daheim“. Aber es bereichert uns anders als Neues. Es verleiht Wurzel, aber keine Flügel.

Neue Erfahrungen zu machen ist erst einmal ungewohnt: man muss die Komfortzone verlassen, sich auf Ungewohntes einlassen, das Risiko einer Enttäuschung eingehen. Das kann auch geschehen, aber:

wenn man nichts zu erleben bereit ist, wird man auch nichts erleben…

(Genug für diese Woche, nächstes Mal geht es weiter mit diesen Gedanken…)