
T wie Trennungen sind nie einfach.
Es gibt sehr, sehr wenige Paare, die sich eine Trennung leicht machen – entgegen der allgemeinen Ansicht, dass sich heute Menschen „einfach so“ verbinden oder dann auch wieder trennen. Trennungen sind meist schmerzhafte Prozesse, die mit vielen Überlegungen, Tränen, oder auch Wut einhergehen können.
Meistens ist es ja so, dass die Trennung nicht gleichzeitig von beiden Seiten gewünscht wird, sondern dass eine Seite beschließt, einen Schlussstrich zu setzen, und die andere Seite wusste entweder noch gar nichts davon, oder ist jedenfalls selbst noch nicht so weit. Diese Spannung ist für beide Seiten schwierig auszuhalten.

Auf einmal ist man wieder alleine, auf einmal ist alles anders, auf einmal steht man vor der Türe. (Dass meist die andere Seite sagt, es hätte sich doch schon längst angekündigt, ändert nichts daran, dass man sich so fühlt, als wäre es „out of the blue“ gekommen!) Für die Alleine-Gelassenen fühlt es sich an, als ob sie aus einer Welt gefallen wären, die vorher noch sicher und planbar war – und jetzt ist auf einmal alles ganz anders. Man ist nicht nur mit der eigenen Wut oder Fassungslosigkeit konfrontiert, man muss sich auch völlig umstellen: von der Tatsache, dass man sich (wieder) alleine um alles kümmern muss bis hin zum leeren Bett, das so kalt und groß erscheint ohne die/den PartnerIn.

Aber auch für die Seite, von der die Trennung ausgeht, ist nicht der/die GewinnerIn. Es fühlt sich nicht gut an, jemanden zu verlassen, es gibt keine „elegante“ Art, das zu tun, man will dem/der Anderen nicht weh tun, schließlich war man ja lange Zeit zusammen und hat einander auch einmal wirklich geliebt. Diesem Menschen weh zu tun ist niemandem egal. Wir suchen nach einer guten Trennung, aber die gibt es nur sehr selten. Denn der Teil, der geht, ist in seinen Gedanken, Plänen und oft auch Taten dem anderen Teil einfach ein paar Wochen oder Monate voraus. Man selbst hat lange darüber nachgedacht, mit FreundInnen gesprochen, eine Zukunft geplant – und der andere nicht. Der andere Teil ist gekränkt, überrascht, oft auch (begründet oder nicht) eifersüchtig – und man selbst kommt sich bei all dem wie einE VerräterIn vor.

Dazu kommt noch die finanzielle und rechtliche Situation, die geklärt werden muss: wer wohnt wo, wer zahlt was, wer kümmert sich um welche Angelegenheiten, wem gehören welche Möbel, etc? Oft hat man das Gefühl, vollkommen überfordert zu sein. In diesen Fällen kann es gut sein, sich jede Menge Hilfe zu holen, von FreundInnen, Familie, bis hin zur Rechtsberatung und Psychotherapie. Bleiben Sie nicht alleine in so einer Situation – es ist so schon schwer genug!

Bitte versuchen Sie beide, die Kinder so weit als möglich draußen zu lassen: das geht die nichts an! Aber so viel sei darüber gesagt: nicht alle Kinder haben lieber, dass die Eltern beisammen bleiben! Ich habe schon so oft gehört: „Ich hätte mir gewünscht, dass sich meine Eltern getrennt hätten!“ Kinder wollen vor allem anderen, dass sie in Ruhe aufwachsen können, und das geht nur, wenn es beiden Eltern gut geht. Wenn das gemeinsam ist – gut. Wenn das aber nicht mehr geht, dann ist es für die Kinder besser, wenn sich die Eltern trennen. Denn dauernder Streit oder auch latente Spannungen sind für Kindern schlimmer als eine klare Trennung.
Trennungen sind nie einfach. Das ist leider so – oder zum Glück, sonst würden wir es leichtfertig machen. Versuchen Sie, die Wut, die Enttäuschung, den Schmerz in sich leben zu lassen (und dabei auf der legalen Seite zu bleiben!), finden Sie eine Form, mit diesen Gefühlen klar zu kommen und lassen Sie sich Zeit. Irgendwann wird der Schmerz / die Enttäuschung / die Wut kleiner und verschwindet wieder, dann sind Sie wieder bereit, sich neu auf jemanden einzulassen, auch wenn Ihnen das jetzt gerade sehr unwahrscheinlich vorkommt. Das Leben geht immer weiter, und neues Glück ist immer möglich!
