Posts Tagged ‘Selbstreflexion’

Ich schrei(b) es mir von der Seele

22. August 2015

 writing-110764_1280Schreiben hat sich in den letzten Jahren sehr verändert: Wir beantworten Mails, schreiben, FB-Beiträge, Blogs und Whatsapp-nachrichten, SMS und in der Arbeit vielleicht Dokumente.

Aber immer seltener nehmen wir einen Stift und ein Papier und schreiben mit der Hand.

Was ein bisschen schade ist, weil durch den Akt des Schreibens mit einem Stift Dinge besser ins Unbewusste gelangen als digital. Oder auch von dort herauskommen.

Nehmen Sie doch wieder einmal einen Stift und einen Block, fangen Sie mit Kritzeln an, einfach so: Striche, Linien, Kurven, Schnörksel, Buchstaben. Machen Sie das ohne Anspruch auf Kunst oder Originalität, um das zu erleichtern, können Sie die Augen dabei zumachen oder mit der Hand schreiben, die Sie normalerweise nicht so häufig brauchen. Und wenn es fertig ist, werfen Sie es weg. (Wenn Sie jetzt immer noch einen Anspruch auf Kunst haben, dann sind Sie einE hoffnungsloseR PerfektionistIn;)!)

Wenn Sie das eine Weile gemacht haben, können Sie beginnen, Worte zu schreiben (diesmal besser mit der “richtigen” Hand). Schreiben Sie einfach wahllos Wörter auf das Papier, was auch immer Ihnen in den Sinn kommt. Das kann einen Zusammenhang haben, muss aber nicht, oder jedenfalls vordergründig nicht. Schreiben Sie so viele Wörter, wie Ihnen auf dem Blatt gefallen. Dann legen Sie es weg, genug für heute. (aber bitte diesmal aufheben).

Beim nächsten Mal nehmen Sie dieses Blatt wieder heraus und verbinden Sie die Wörter miteinander: machen Sie eine lange Schlange, fangen Sie bei einem Wort an und suchen Sie, welches am besten dazu passt, dorthin machen Sie einen Strich. Dann weiter so, bis Sie alle Wörter miteinander verbunden haben. Wieder genug, bitte wieder aufheben.

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Und am dritten Tag schreiben Sie eine Geschichte oder einen Text, und zwar in der Reihenfolge, die Sie die Wörter aufgereiht haben. Dazwischen darf viel Text sein oder wenig, egal, sie sollen nur alle vorkommen, und das in der von Ihnen gewählten Reihenfolge. Wenn Sie diese Geschichte fertig haben, legen Sie sie bitte ebenfalls weg und lassen Sie mindestens 24 Stunden ruhen, bevor Sie sie wieder anschauen.

Die Ruhephasen dazwischen sind nicht verhandelbar, denn es gibt in uns allen eine KünstlerIn und eine KritikerIn. Und die beiden sollten einander nicht begegnen. Wir brauchen beide, um ein Werk zu schaffen, aber nie gleichzeitig. Die KünstlerIn kann nicht arbeiten, wenn ihr die KritikerIn ständig über die Schulter schaut, und umgekehrt. Darum hat es sich bewährt, die beiden einfach zeitlich voneinander zu trennen, indem wir immer wieder Pausen dazwischen einlegen.

Und dann schauen Sie sich Ihr Werk an: was sagt es Ihnen über sich? Was hat der Text, die Geschichte mit Ihnen zu tun?

Wenn Sie mit jemandem darüber sprechen, kann das sehr hilfreich sein, und wenn Sie mögen, bin ich auch gerne dabei Ihre Gesprächspartnerin. Machen Sie einen Termin für ein Erstgespräch aus, rufen Sie an, mailen Sie oder machen Sie online einen Termin auf. Ich freue mich darauf, mit Ihnen Ihren Text zu studieren und dabei etwas über Sie herauszufinden.

Ablauf einer Psychotherapie – Die Arbeitsphase

30. Juni 2015

IMG_7275Vor einiger Zeit habe ich erzählt, wie das Erstgespräch abläuft. Wie geht es danach weiter?

Beim ersten regulären Termin besprechen wir zuerst, welche Ziele Sie sich ausgesucht haben. Je genauer Sie sind, desto besser können wir daran arbeiten. Wenn es Ihnen allerdings nicht gelungen ist, da konkret zu werden, besprechen wir es gemeinsam und einigen uns dann auf Themen, an denen wir arbeiten werden. Ich “erfinde” für jedeN KlientIn eine eigene Therapie, keine zwei sind genau gleich.

Dann geht es in die Arbeitsphase: wir besprechen die Probleme, die Sie haben, ich gebe Ihnen Anregungen zum Überdenken und/oder Ausprobieren. Meist beginnt das Gespräch, indem Sie von der Zeit seit der letzten Sitzung erzählen, was geschehen ist, was Ihnen gelungen ist oder wobei es Schwierigkeiten gab.

Oft geht es darum, alte Pfade und Denkweisen zu verlassen, das erarbeiten wir gemeinsam. Wichtig ist, die Verantwortung für sich zu übernehmen, “bewährte” Beziehungsmuster zu hinterfragen und andere auszuprobieren, zum Beispiel auch gleich mit mir als Ihrer Therapeutin – wie bleiben Sie im Gespräch mit mir, wenn es Probleme gibt? Sie lernen, die Komfortzone zu verlassen und Neues zu versuchen.

Wieviel Sie von der Therapie profitieren, hängt dabei ganz alleine von Ihnen ab: ein Instrument lernen wir auch nur, wenn wir zuhause üben, nicht dadurch, dass wir in den Unterricht gehen. Die Musiklehrerin hat die Aufgabe, uns zu zeigen, wie wir das Instrument richtig spielen, sie gibt uns Übungsstücke und korrigiert sie, wenn wir es nicht richtig verstanden haben, aber üben müssen wir schon selbst zuhause, und das möglichst öfter als nur einmal. So ist es auch in der Therapie: Ich gebe Ihnen Anregungen, Aufgaben, Denkanstösse mit, was Sie damit machen, ist in Ihrer Verantwortung. Das ist eine schlechte Nachricht (die Therapeutin macht es nicht für Sie), aber auch eine gute: es liegt in Ihrer Hand, wie Ihre Fortschritte sind!

Am Ende jeder Stunde vereinbaren wir einen neuen Termin und Sie bezahlen die Sitzung: das können Sie entweder bar machen oder mit Bankomat. Wenn ein paar Sitzungen beisammen sind, bekommen Sie – üblicherweise etwa am Ende eines Monats – eine ausgedruckte Rechnung von mir, die Sie dann bei der Krankenkasse einreichen können. Dazu müssen Sie diese Rechnung und eine Zuweisung von einem Arzt (nur beim ersten Mal) an die Kasse schicken. Je nach Krankenkasse bekommen Sie dann einen Betrag zurück, meistens sind das 21,80 Euro pro Sitzung. Nach 10 Sitzungen bekommen Sie von mir einen Antrag für eine Verlängerung der Therapie um weitere 20 bis 50 Sitzungen, wenn das notwendig erscheint. Diesen Antrag schicken Sie ebenfalls an die Kasse, sonst brauchen Sie nichts zu tun.

Wenn Sie sich entschließen, das auch einmal ausprobieren zu wollen, dann machen Sie sich einen Termin mit mir aus. Ich freue mich darauf, mit Ihnen zu arbeiten! Rufen Sie mich an oder vereinbaren Sie online einen Termin.

Selbstliebe – wie geht das?

19. Mai 2015

Spieglein

Ich habe vor einiger Zeit zu meinen Selbsterfahrungstagen vom 3. bis 7. Juni eingeladen, mit dem Titel “Spieglein, Spieglein an der Wand”.

Ich habe in der letzten Zeit dazu einige Fragen bekommen, und möchte mich daher heute noch einmal ausführlicher mit dem Thema auseinandersetzen. Dabei geht es ja letztendlich um Selbstliebe.

Wie soll denn das gehen? Ich höre sehr oft von Menschen, dass sie sich damit sehr schwer tun.


“Ich habe ja so viele Fehler, wie kann ich mich da mögen?”

“Wenn ich das und das erreicht habe, dann werde ich zufrieden mit mir sein.”

“Ich bin kein guter Mensch, ich habe es nicht verdient, geliebt zu werden.”

“Nein, ich mag mich nicht, schauen Sie mich doch an, wie soll ich mich mögen, wenn ich SO ausschaue? Wenn ich xxkg abgenommen habe, ja, dann vielleicht. So auf keinen Fall!”


Das alles finde ich sehr schade. Schauen wir uns doch andere Menschen an: Kinder, FreundInnen, PartnerInnen: Lieben wir die nicht, weil sie nicht perfekt sind? Was können kleine Kinder schon? Sie sind laut, anstrengend, fordernd. Und dann wieder süß und entzückend. Aber bringt uns das dazu, dass wir sie nicht lieben? Sie können noch nichts, sind ganz und gar nicht perfekt, und entwickeln sich körperlich auch erst. Trotzdem werden sie geliebt. Und nicht nur sie, auch die Erwachsenen in unserer Umgebung: Wer ist bitte schön perfekt, wer hat es also “verdient”, geliebt zu werden?

Ich sehe das so: Ja, ich mache Fehler. Ja, ich habe Baustellen. Ja, ich kann Vieles (noch) nicht. Ja, ich bin ein Mensch.

Ich darf das: Ich darf ein Mensch sein. Und Menschen haben Fehler. Immer. Das hat nichts mit der Frage zu tun, ob sie liebenswert sind, gar nichts.

Ich werde an meinen Fehlern arbeiten, ich werde versuchen, meine Baustellen zu bereinigen, ich werde an meinen Mängeln herumbessern, all das werde ich. Aber LIEBEN, das darf ich mich sofort, gleich heute. Weil ich liebenswert bin, weil ich mich bemühe, weil ich mich Menschen zuzuwenden versuche, weil es mir immer wieder auch gelingt, etwas gut zu machen.

Wenn Sie mit mir darüber reden wollen, wenn Sie mit mir darüber nachdenken wollen, wie Sie das in Ihr Leben einbauen können, dann machen Sie online einen Termin aus oder kommen Sie zu den Selbsterfahrungstagen.

Ich freue mich darauf, einen weiteren liebenswerten Menschen kennenzulernen!