Oh du selige Weihnachtszeit…!

Weihnachten ist ein Fest der Liebe und der Familie.

Das ist genau das Problem.

Nie wird so viel erwartet an Freundlichkeit und Harmonie wie in dieser Zeit. Wir machen eine wahre „Weihnachtsralley“, um alle Verwandten zu besuchen, dabei die Geschenke zu verteilen und einzuheimsen, zu essen und zu trinken, und dabei auch noch möglichst entspannt plaudern zu können.

Nie passiert so viel Falschheit, so viel Einsamkeit, so viel Verzweiflung wie zu Weihnachten. Wir absolvieren pflichtschuldig die Weihnachtsfeiern, obwohl wir uns über die Dummheit unserer KollegInnen das ganze Jahr geärgert haben. Wir klatschen zu der Rede der ChefIn, die wir für überflüssig und langweilig halten. Wir prosten Verwandten zu, mit denen wir am liebsten per Sie wären, so fremd sind sie uns.

Und innen sind wir auf der Suche nach Liebe, und trotzdem oft so leer.

Ich kämpfe seit langem für das Recht von allen, (auch) zu Weihnachten ehrlich zu sein und Falschheit zu vermeiden. Wen ich nicht mag, muss ich nicht mögen. Wenn ich unglücklich bin, darf ich das sein. Wenn mir nicht nach Geselligkeit ist, dann muss ich nicht hin.

Weihnachten ist nämlich nicht die Antwort auf die Frage, wer uns liebt. Es ist die Antwort auf die Frage, mit wem wir – aus welchen Gründen auch immer – zusammen sind. Und das ist manchmal, wenn wir ehrlich sind, eher ein Grund zum Verzweifeln als zum Feiern.

Deshalb rate ich allen, die Feiertage zu entstressen: es geht um Ruhe in dieser Zeit. Wir werden nicht deswegen mehr geliebt, weil wir brav waren sondern wir werden unglücklicher dabei.

Seien Sie ehrlich, auch zu Weihnachten. Ehrlich vor allem zu sich selbst: gehen Sie in sich und überlegen Sie, was Sie sich wirklich antun wollen, und auf welchen Besuch Sie sich nicht freuen. Und dann kürzen Sie diesen Besuch drastisch oder gehen Sie einfach nicht hin! Das bringt allen Beteiligten ein Mehr an Lebensqualität, denn meistens ist eine schwierige oder ferne Beziehung sowieso beidseitig: die Großtante, die Sie mögen, mag sie auch und der Onkel, der Ihnen egal ist, interessiert sich auch nicht für Sie. Und wenn Sie den Mut haben, diesen Besuch zu umgehen, ist damit also beiden Seiten geholfen.

In diesem Sinn: ehrliche Weihnachten!

Eine Antwort to “Oh du selige Weihnachtszeit…!”

  1. Claudia Bäumer - Coaching Blog Says:

    Ein sehr schöner und offener Beitrag, der nachdenklich macht. Viele Menschen kommen in der Advents- und Weihnachtszeit in Bedrängnis. Oft ist der Geschenkeeinkauf ein Zwang, weil es sich zu Weihnachten ja so gehört. Schenken und beschenkt zu werden, ist meineserachtens auch ein Stück Lebensqualität. Die Überraschung und Freude über das Geschenk, die leuchtenden und glücklichen Augen, das Gefühl jemanden glücklich gemacht zu haben…. Auch der „Go-run“ der Weihnachtsfeiern in den nächsten Wochen, können mächtig stressen. Und dann sind da noch die lieben Verwandten, gute Freunde, entfernte Bekannte etc., die uns zusätzliche Weihnachtseinladungen aussprechen. Geselligkeit trägt ebenfalls zur Lebensqualität bei, wenn sie nicht zum Stress ausartet. Muss man wirklich bei jeder Weihnachtsfeier selbst anwesend sein, oder können uns auch der Partner oder die Großeltern vertreten? Müssen wir unbedingt noch vor Weihnachten Einladungen zu Kaffee und Christstollen aussprechen, oder erfreuen wir uns nicht auch im Januar über Besuch? Müssen wir wirklich unbedingt in den bekannten „Hoch-Zeiten“ unsere Einkäufe erledigen und über den Weihnachtsmarkt bummeln, oder können wir nicht auf Zeiten ausweichen, wo vielleicht weniger Menschen unterwegs sind?
    Das sind so meine ganz persönlichen Gedanken an eine stressfreie Weihnachtszeit. In diesem Sinne wünsche ich eine besinnliche Adventszeit. Liebe Grüße, Claudia

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