Posts Tagged ‘Gefühle’

Ein gutes Jahr: Hingabe 2021

5. Juli 2021

Hingabe bedeutet, sich ohne (allzuviele) Bedingungen für eine Sache einzusetzen. Es bedeutet daher, mit ganzem Herzen bei einer Sache zu sein, zB beim eigenen Leben, bei einem geliebten Menschen oder bei einer Idee / einem Projekt / einem Anliegen, an das man glaubt.

Wir haben – gerade in den letzten zwei Jahren – gelernt, alles irgendwie zu dosieren: unsere Hoffnungen, Erwartungen, Pläne. Alles steht unter dem Vorzeichen „falls es die Situation erlaubt“.

Das war wohl notwendig, aber ich befürchte, dass es uns daran hindert, mit Hingabe an etwas zu glauben, uns wirklich für etwas einzusetzen – weil wir befürchten müssen, dass es schließlich nicht eintreten könnte.

Das ist ein Phänomen, das ich nicht erst seit Corona kenne, sondern es war auch vorher schon da: „Ich freue mich lieber nicht, vielleicht tritt es ja nicht ein / vielleicht bekomme ich es nicht / vielleicht schaffe ich es nicht …“

Ich frage mich immer, wie es Menschen gelingen soll, sich nicht zu freuen, nicht etwas zu erwarten, was sie im Grunde schon erwarten, hoffen, freudig ersehnen. Das stelle ich mir schwer vor, denn Gefühle kann man nicht einfach nicht haben.

Wir sind nicht die HerrscherInnen über unsere Gefühle, wir können sie nicht haben oder nicht haben, wir können sie nur wollen oder nicht wollen, und wir sind nicht verpflichtet, nach ihnen zu handeln.

Das bedeutet, dass wir nicht darüber bestimmen können, was uns gefällt, worauf wir hoffen, was wir lustig finden, wen wir lieben, was uns interessiert oder langweilt. Wir können uns nicht aussuchen, welche Gefühle wir haben, aber wir können sehr wohl darüber entscheiden, wie wir mit diesen Gefühlen umgehen!

Wir können uns entscheiden, dass wir Gefühle schwierig finden – und wir können sie daher verdrängen, sie für „irrational“ erklären oder ignorieren. Wir können dann mit mehr oder weniger Aufwand ein emotionsloses oder -armes Leben führen.

Oder wir können unsere Gefühle zulassen, sie ertragen oder genießen, ein Leben voller Hochs und Tiefs leben, mit allen Vor- und Nachteilen, die das hat.

Was wir nicht können: nur die angenehmen Gefühle in aller Breite haben und die unangenehmen nicht spüren. Die Türe der Gefühle, sage ich gerne, ist entweder offen, angelehnt oder zu, aber was dann herauskommt, das können wir nicht bestimmen.

Das bedeutet auch, dass wir entweder mit Hingabe leben, und dann die Fülle der Emotionen erleben, oder dosiert, gebremst, gezügelt.

Verstehen Sie mich richtig: beides hat seine Vorteile, und es gibt kein „falsch“ in dieser Hinsicht. Wir müssen nur wissen, auf was wir uns einlassen, wenn wir uns für die eine oder die andere Variante entscheiden. Hoch-Zeiten und Tiefs können wir erfahren, oder Stabilität und Ruhe.

(Zum Glück ist es ja nicht so, dass es eine Entweder-Oder Entscheidung ist, dazwischen gibt es viele Abstufungen – suchen Sie sich eine Dosierung aus, die Ihnen gefällt!)

Wer sich einer Sache oder einer Person hingibt, wird Intensität erleben, die ihn/sie vielleicht sogar erschreckt, das kommt mit der Hingabe. Wer es lieber ruhig hat, sollte sich das mit der Hingabe besser gut überlegen…!

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht erringen, aber versuchen will ich ihn.

Das ist der Beginn eines Gedichtes von Rainer Maria Rilke. Er hat sich anscheinend dafür entschieden, sein Leben mit Hingabe zu leben: in wachsenden Ringen. Ich persönlich mache das auch so, denn ich finde:

Mein Leben ist zu kurz für Kompromisse!

Videos aus der Quarantäne, 6. April 2020

7. April 2020
aus der psychotherapeutischen Praxis
aus der Hypnotherapie

Videos aus der Quarantäne, 2. April 2020: Distanz zu Gefühlen und Situationen

2. April 2020
aus der psychotherapeutischen Praxis
aus der Hypnotherapie

Videos aus der Quarantäne, 24.3.2020

24. März 2020

Entschuldigung, gestern hat das Video nicht richtig funktioniert, daher habe ich heute eines gemacht, das inhaltlich gleich war wie gestern. Die Trancegeschichte hat anscheinend schon funktioniert, daher habe ich eine andere, zum selben Thema! Einen guten Tag wünsche ich Ihnen!

Videos aus der Quarantäne / 19.3.2020: Umgang mit Gefühlen, Einladung zum Gespräch

19. März 2020

Bitte wieder auf die Bilder klicken, um zu den Videos zu gelangen!

Sommerreihe 2018: nach Lust und Laune 5: der Kampf der Giganten

30. Juli 2018
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Kampf der Giganten: Gefühle vs. Vernunft
Wir haben Gefühle, die uns über weite Strecken steuern, und wir haben einen Verstand, auf den wir uns gerne verlassen. Wie verhalten sich diese beiden Teile des Gehirns zueinander? Ich habe schon darüber gesprochen, dass Gefühle Dinosaurier sind, weil sie so ein alter Teil unseres Gehirns sind, und dass wir nicht beeinflussen können, wann sie auftreten, wohl aber, dass sie bald wieder verschwinden (atmen und warten).
Heute möchte ich auf das Verhältnis von Vernunft und Emotionen zu sprechen kommen, und dazu noch einmal einen Ausflug nach Jurassic Park machen: dort haben wir gelernt: wenn der Mensch, mit all seiner Vernunft, versucht, den Dino verbal zu beherrschen („sitz, Dino, böser Dino, geh Platz!“), scheint das nicht so gut zu gelingen. Bei einem Kampf gegeneinander gewinnen doch meist die Dinos.
So auch in unserem Hirn: alle Versuche, mit dem Verstand die Gefühle zu kontrollieren, sind ziemlich hoffnungslos: im Zweifelsfall gewinnt immer das Gefühl. Beispiele? „Brauchst ja keine Angst zu haben“, „Jetzt hör endlich auf, traurig zu sein, es ist doch lächerlich“ funktioniert genauso wenig wie „Ich hoffe und freu mich lieber nicht zu früh“ oder „da gibt es nichts zu lachen!“
Beide Teile versuchen meist, den ganzen Platz einzunehmen („ich hab Recht“ – „nein, ich hab aber wirklich Recht“ – „ich bin klüger“ – „aber ich bin älter“ – „du bist blöd“ – „nein, du bist selber blöd“). Regeln Sie das, indem Sie beiden Teilen  Recht geben, aber beiden nicht erlauben, alles zu dominieren. Es geht also darum, diese beiden nebeneinander stehen zu lassen, und beiden ihren Platz zuzugestehen. „Es fühlt sich jetzt gefährlich an, UND ich weiß, es ist nicht so bedrohlich, wie es sich anfühlt.“ Oder: „Ich hoffe, dass etwas eintrifft, UND ich bin mir bewusst, dass es auch anders kommen kann“.
woman-2435605_640Experiment 5:
Dino und Mensch
 
Bitte achten Sie diese Woche darauf, wie oft Sie (oder andere) versuchen, als Mensch gegen „Dinos“ zu kämpfen: wie oft wir versuchen, mittels unseres Verstandes gegen die Launen zu argumentieren. Hören Sie zu, wie diese Formulierungen und Argumente klingen und denken Sie sich andere aus, die zu einem friedlichen Nebeneinanderleben der beiden Gehirnareale führen können. Experimentieren Sie damit, wie es sich anfühlt, wenn sie ihren Gefühlen den Platz zugestehen, den sie einnehmen wollen, ohne ihnen dabei komplett Recht zu geben. Und wie es dem Verstand geht, wenn er seinen Platz verteidigt bekommt, aber auch nicht auf ganzer Front gewinnt.

Sommerreihe 2018: nach Lust und Laune 4: Gefühle sind nicht steuerbar

23. Juli 2018

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Ich nehme an, Sie haben es probiert: atmen und warten. Und ich hoffe, Sie haben herausgefunden, dass es tatsächlich nicht lange dauert, bis eine starke Emotion abklingt. Sie haben erfahren, dass es unsere Entscheidung ist, wie lange uns etwas beschäftigt.
Was wir aber (leider) gar nicht beeinflussen können, ist WAS uns bewegt: WAS uns interessiert, WAS uns ärgert, WAS uns belustigt, WAS uns kränkt oder ängstigt. Selbst wenn wir wollen: das gelingt uns nicht. (Beispiel: wir können uns, so sehr wir uns bemühen, nicht in eine Person verlieben, die noch so nett ist.)
Wir sind da vollkommen machtlos, und andererseits das ist auch eines der Dinge, die wir aneinander interessant finden: das jemand anderer so ganz anders reagiert als wir selbst: dass DU Dinge lustig findest, die MICH langweilen, dass ICH mich für Sachen interessiere und sie mir ganz leicht merke, über die DU noch nicht einmal nachgedacht hast. So können wir voneinander lernen und neue Erfahrungen machen.
Emotionen sind das, was uns unterscheidet. Sie sind das Ergebnis unserer Erfahrungen, bewusster oder unbewusster, und sie sind NICHT steuerbar. (Was in einer Zeit, in der wir alles steuern wollen, eine echter Herausforderung ist!) Es gibt zwar schon Dinge, die viele Menschen gefallen (Videos von Babykatzen), aber das Meiste ist von der eigenen Geschichte abhängig.

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Experiment 4:
WAS bewegt mich?
 
Wenn Sie wollen, achten Sie diese Woche darauf, was Sie bewegt:
– Bei welchen Bildern reagieren Sie mit welchen Gefühlen?
– Welche Aussagen rufen welche Assoziationen in Ihnen hervor?
– Was macht Ihnen Freude?
– Was ärgert Sie?
– Was macht Ihnen Angst?
– Worüber lachen Sie?
Und achten Sie auch auf die Unterschiede, Menschen können manchmal ganz andere Gefühle haben als Sie selbst.
Werten Sie nicht, weder die eigenen Gefühle noch die der anderen – erinnern Sie sich: wir können nicht aussuchen, was uns bewegt!