Posts Tagged ‘Lebendigkeit’

Ein gutes Jahr: Ewigkeit 2021

23. August 2021

Was bedeutet „ewig“? Wir kennen das Wort in verschiedenen Kontexten, sowohl in positiven („Ich liebe dich für alle Ewigkeit“), als auch in negativen („das dauert ja ewig“). Wie aber können wir uns das vorstellen: Ewigkeit?

Erst einmal: gar nicht. Denn ewig bedeutet ja nicht vor allem eine endlose Aneinanderreihung von Momenten / Tagen / Jahren (das wäre Unendlichkeit), sondern dass es keine Zeit gibt. Da aber unser Hirn nur in den Hauptkategorien „Raum“ und „Zeit“ denken kann, ist es für uns nicht wirklich vorstellbar, wie es sein kann, dass es die Zeit nicht gibt. Wir können uns ja auch nicht vorstellen, dass wir nicht auf einen konkreten Ort beschränkt sind.

Aber wir können ansatzweise erahnen, wie es sein könnte, die „Zeit zu verlieren“. Das erleben wir immer dann, wenn wir intensiv bei einer Sache sind. Dann erscheint uns die Zeit „wie im Flug“ vergangen zu sein, dann ist es auf einmal viel später, als wir dachten. Im besten Fall vergessen wir überhaupt, auf die Uhr zu schauen – weil es einfach nicht wichtig ist.

Um diesen Zustand zu erreichen, braucht es Achtsamkeit – die volle Konzentration auf den Augenblick. Wie man das erreicht, kommt ein bisschen auf die eigene Vorliebe an, auf jeden Fall bedeutet es, ganz bei der Sache zu sein, die man gerade macht.

Es gibt Menschen, die erreichen das, indem sie die Konzentration auf den Atem lenken, in meditativem Schauen oder Fühlen, im Hören auf die Laute der Umgebung, in der Versenkung in eine Tätigkeit oder dem achtsamen Spüren des Körpers. Wer in diesem Sinne betet, kann das ebenso erleben, wie KünstlerInnen, die sich „im Flow“ befinden, oder Menschen, die in angenehmer Umgebung eine schöne Zeit haben.

Das bedeutet, dass ewig zu leben nicht etwas ist, was (hoffentlich oder möglicherweise) nach dem Tod kommt, sondern dass es ein Zustand ist, in dem wir uns heute schon befinden können.

Lebe so, dass es für dich die Zeit nicht gibt.

Lebe bewusst, nimm deine Umgebung aktiv wahr, nimm dich selbst wahr, achte auf deinen Körper und seine Äußerungen, er-lebe deine Gefühle.

Verschwende keine Zeit, vertreib nicht die Zeit – lebe heute ewig!

Ein gutes Jahr: Fließen 2021

28. Juni 2021

An diesen heißen Sommertagen – die nun endlich da sind, wir mussten lange genug auf sie warten! – ist es angenehm, sich kühles Wasser über den Körper oder die Handgelenke fließen zu lassen. Das erfrischt uns, das kühlt uns, das bringt unsere Lebendigkeit wieder zurück ins Fließen.

Wenn wir das Bild ansehen, das ich heute für den Beitrag als Titelbild gewählt habe, dann sehen wir drei Rohre, aus denen Wasser fließt. Das Wasser sammelt sich im Becken. Den Abfluss daraus kann man nicht erkennen.

Wir wissen auch nicht, ob das Wasser trinkbar ist, woher es kommt, ob es kühl ist, etc. Aber wir sehen es fließen, und wir können uns auch das Geräusch des Plätscherns vorstellen, das es vermutlich macht.

Ins Fließen kommen, nicht festhalten müssen, den Dingen ihren Lauf lassen, Geschichten Freiheit schenken – das alles sind Dinge, die mir in den Sinn kommen, wenn ich an „Fließen“ denke.

Wenn wir das Leben so fließen lassen, wie es eben fließen mag, ohne ihm besondere Richtungen aufzwingen zu wollen, dass ist es meist leichter als wenn wir uns genaue Vorgaben stellen, die sich dann einfach nicht erfüllen lassen.

Das Wasser fließt immer nur abwärts, das Wasser sucht sich nicht den schweren Weg, gegen die Naturgesetze. Das Wasser staut sich eine Weile, dann fließt es um die Hindernisse herum – das Wasser macht es sich leicht.

Bei dieser „Leichtigkeit“ ist nicht immer alles einfach oder langweilig. Wasser, das sich seinen Weg sucht, macht wunderschöne Dinge: vom Wasserfall über Stromschnellen, ruhigen Becken und idyllischem Plätschern.

Das alles gehört zum Fließen dazu, und das alles wird auch in unseren Leben geschehen, wenn wir das Leben fließen lassen. Es wird nicht automatisch alles leicht, langweilig oder ruhig – es kostet bloß nicht so viel Energie, wie wenn wir uns dagegen sträuben.

Das Wasser, das aus den oben gezeigten Rohren kommt, kann gut oder schlecht schmecken, kann einen langen Weg hinter sich haben oder erst gerade aus der Erde gekommen sein – all das wissen wir ja nicht. Was wir wissen, ist, dass es ohne Anstrengung einfach abwärts rinnt, und darin kann es uns eine Hilfe für unser Leben sein.

Denn am Schluss landet es im Meer, schaukelt dort in einer großen Menge mit anderen Wassern, die aus anderen Rohren gekommen sind, die über Wasserfälle oder durch Seen geflossen sind – und alle zusammen erst machen das Meer aus.

So dürfen auch wir unser Leben sehen: lassen wir das vergebliche Kämpfen gegen die Widerstände, fließen wir lieber um sie herum!

Stürzen wir uns beherzt in die Tiefe, wenn das grade dran ist, oder bleiben wir eine Weile stehen, weil wir in einem Teil eines Sees gelandet sind, der uns das ermöglicht. Plätschern wir gemütlich vor uns hin, nehmen wir auch mal etwas Geröll mit, solange es leicht geht.

Lassen wir das Leben fließen und seien wir gewiss, dass wir unser Ziel erreichen, auch ohne unsere großen Sorgen oder Bemühungen. Am Schluss landen wir alle im Ozean, sind alle unsere Mühen vergessen und wir können gemütlich in bisher unbekannten Wassern schaukeln.

In diesem Sinne: haben Sie eine gute Woche, erinnern Sie sich beim Fließen des Wassers an die Leichtigkeit, die auch Ihr Leben haben kann!

Ein gutes Jahr: Vertrauen 2021

22. März 2021

Wem können wir vertrauen, worauf können wir vertrauen? Das alles sind keine einfachen Fragen, die es aber wert sind, bedacht zu werden. Denn wenn wir niemandem oder nichts vertrauen, werden wir misstrauisch, ziehen wir uns zurück, werden einsam und eventuell sogar krank.

Vertrauen ist eine sehr einfache Sache: man nimmt an, dass das Gegenüber einem wohl gesonnen ist, dass es einem Gutes will, dass es einen nicht verletzen oder betrügen wird – und handelt entsprechend.

Vertrauen ist eine sehr schwierige Sache: man muss die Kontrolle über das eigene Leben ein Stück weit abgeben und jemand anderem überlassen. Man hat nicht mehr alles in der Hand, man ist auf andere angewiesen, das ist auch riskant.

Ich begegne häufig Menschen, die mit dem Vertrauen so ihre Schwierigkeiten haben. Sie haben schlechte Erfahrungen gemacht: in ihrer Kindheit, in früheren Beziehungen, Arbeitsverhältnissen oder anderen Lebensumständen. Aufgrund dieser Verletzungen, sagen sie, können sie niemandem mehr vertrauen, denn sie wollen nie mehr verletzt werden.

Das ist verständlich, aber auch ungemein traurig. Denn wer nichts riskiert, kann auch wenig erleben. Wer zB niemals die Wohnung verlässt, weil es draußen gefährlich ist (Corona, Unfallgefahr, böswillige Menschen, …), dem wird auch nichts davon geschehen. Aber es wird halt auch nicht sehr lebendig sein, das Leben…!

Ich rede nicht von blindem Vertrauen – das wäre tatsächlich fahrlässig. Ich rede von verantwortetem Vertrauen. Man schaut genau, wer das ist, der/dem man sich anvertraut – und geht dann den mutigen Schritt. Es wird immer ein Risiko geben, das ist niemals auszuschließen, das gehört zum Leben dazu. Die Angst will uns sagen, dass wir ganz sicher sein müssen, bevor wir vertrauen, aber das ist falsch, denn es gibt keine absolute Sicherheit im Leben.

Aber eines ist auch sicher: wenn wir alles vermeiden, was gefährlich sein könnte, dann vermeiden wir das Leben selbst.

Eine Geschichte, die ich mag, erzählt, dass ein Mensch zu einem Guru gepilgert war, der das Geheimnis des ewigen Lebens haben sollte. Der Guru antwortete: Ja, wenn du ewig leben willst, dann iss kein Fleisch, trink keinen Alkohol, tanze nicht, habe keine Liebesgeschichte, höre keine Musik, lies kein Buch, sprich mit niemandem. Der Mensch fragte: Wenn ich mich an all das halte – dann werde ich ewig leben? Der Guru darauf: Nein, aber es wird dir ewig vorkommen!

In diesem Sinne: wagen Sie den Schritt, vertrauen Sie sich (ein Stück weit und gut verantwortet) jemandem an!

Sie müssen dabei nicht alles auf einmal wagen, machen Sie einen vorsichtig-mutigen Schritt nach dem anderen.

Vertrauen Sie dem Leben, der Welt, den Menschen um Sie herum.

Werfen Sie sich ins Leben – es wartet schon auf Sie, und erleben Sie etwas, das nur dadurch möglich wird, dass Sie sich hinein begeben, sich hingeben, sich einlassen!

Ein gutes Jahr: Geburt 2021

15. März 2021

Auch heuer (besonders heuer, nach dem langen Lockdown?) werden Babies geboren, das Erkranken und auch Sterben auf der einen Seite des Lebens geht mit dem Werden und der Geburt von Kindern Hand in Hand. Es ist ein großer Kreislauf des Lebens, in dem wir alle miteinander verbunden sind.

Was bedeutet das nun für uns, konkret, in dieser kommenden Woche?

Nun, nicht wenige Paare werden diese Woche ein Kind zeugen, viele werden eines erwarten und einigen steht konkret eine Geburt ins Haus. Das ist – hoffentlich – schön für diese (werdenden) Eltern. Alles Gute und viel Freude mit dem neuen Baby!

Was ist mit den anderen, die entweder keine Kinder (mehr) haben / wollen? Was bedeutet für diese Menschen: Geburt 2021? Was können wir erleben, das der Geburt eines Kindes nahe kommt?

Da ist zum einen einmal der tägliche Sonnenaufgang, der immer wieder neu anbrechende Tag mit all seinen Möglichkeiten. Jeder Tag ist ein Geschenk! (Das wissen wir vor allem dann zu schätzen, wenn wir bemerken, dass unsere Tage gezählt sind!) An jedem Tag dürfen wir neu beginnen, nie ist es zu spät, nie ist man zu alt (das sind oft verwendete und meist eher bequeme Ausreden).

Wenn wir aufwachen, können wir uns dessen bewusst sein, dass wir einen Körper haben, der (im großen und ganzen) meistens gut funktioniert, und wir können dankbar sein dafür, denn das ist nicht selbstverständlich. Auf diese Weise wird jeder Tag ein Geburts-Tag.

Dann wird langsam Frühling: das Leben bricht wieder neu auf. Die ersten Blumen und Blüten kämpfen sich durch die Kälte, die uns in den letzten Tagen noch einmal besucht hat – das stört sie nicht. Wenn ihre Zeit da ist, machen sie sich auf den Weg zum Licht. Sie merken die längeren Sonnendauer und beginnen, ihre Köpfe zu heben und nach oben zu drängen.

Das kann uns ermutigen, immer wieder neuen Mut zu schöpfen und immer wieder, nach all der Kälte, Dunkelheit, Einsamkeit, Depression, Unsicherheit und aller Ängste, den Kopf dem Licht zuzuwenden – der Hoffnung, der Freude, der Freundlichkeit, der Liebe, dem Glauben an das Gute!

Und drittens gehen wir auf Ostern zu: ein Fest darüber, dass das Leben immer weitergeht. Manche von uns glauben dabei an die Auferstehung und an den Himmel, ein Leben nach dem Tod, andere an die Wiedergeburt, wieder andere an andere Formen des Lebens als Energie. Aber selbst, wer gar nicht glaubt, dass man als Person weiterlebt, kann nicht leugnen, dass das Leben an sich weitergeht.

Ostern ist das Fest des Lebens: das Leben feiert sich selbst! Das Leben ist nicht unterzukriegen, das Leben stirbt nicht, es geht immer weiter. So wie die Sonne wiederkommt, wie der Frühling wiederkommt, so geht das Leben immer weiter. Es verändert sich, es variiert in den Farben und Lebensformen – aber es geht immer weiter.

Das könnte uns dazu bringen, das Leben an sich zu schätzen, diese unbändige Kraft, die nicht umzubringen ist, nicht zu besiegen, die nie aufhört, sich immer wieder Raum zu verschaffen. Das Leben ist in sich selbst verliebt, mit den vielen Farben, Formen und kreativen Ideen.

Nebenbei bemerkt: Ich mag auch sehr gerne den Gedanken, dass das Leben keine Forderungen und Erwartungen hat, außer dass es eben IST. Es sagt nie: hier ist kein Leben möglich! Weder im bitterkalten Eis, noch in der stockdunklen Tiefsee, noch in der tiefsten Höhle, am höchsten Berg oder in der heißesten Wüste. Nie sagt das Leben: hier kann ich nicht sein, sondern eher: „aha, da muss ich mir etwas einfallen lassen“. Und das tut es dann auch!

Lassen Sie sich also jeden Tag neu zur Welt bringen!

Schauen Sie mit neuen Augen auf den Tag, die Jahreszeit, Ihren Körper, Ihr Leben!

Freuen Sie sich am Leben, an Ihrem Körper, an Ihren Möglichkeiten, Ihren Fähigkeiten. Seien Sie kreativ und verspielt wie das Leben selbst, finden Sie neue Ausdrucksweisen, wenn die alten nicht mehr funktionieren, wenden Sie sich Dingen zu, die Ihnen bisher fremd waren!

Sie haben heute Geburtstag – alles Gute!

Feiern 2021

18. Januar 2021

Feiern im Jahr 2021 – wird das überhaupt möglich sein? Wenn wir hören, dass der x. Lockdown bis zum Tag x verlängert wird, und die Befürchtung besteht, dass er durch den x+1. Lockdown gefolgt sein wird – wem ist da schon noch nach feiern zumute? Wenn wir im Jahr 2020 noch gedacht haben, wir verschieben einfach alles um ein Jahr, dann wird uns langsam klar, dass es so einfach nicht sein wird. Auch für dieses Jahr ist eine Planung ausgesprochen schwierig.

Dazu kommt noch die Unsicherheit in finanzieller Hinsicht – wer kann sich schon noch leisten, eine Feier zu machen? Wie wird es mit der Wirtschaft weitergehen? Wer wird / soll das alles bezahlen, was diese Schließungen, die jetzt schon beinahe ein ganzes Jahr mehr oder weniger aktuell sind, kosten? Angesichts all dieser Unsicherheiten und auch Ärgernisse, die uns belasten – wie kann ich da eine Geschenkebox als „Überschrift“ haben, und vom Feiern reden? Ist das nicht eine Frechheit für alle, die sich sorgen oder die belastet sind?

Wir müssen eine Balance finden zwischen dem, was unser Verstand und unsere Gefühle uns vermitteln, das ist immer die Herausforderung. Denn oft erscheinen uns die Sorgen und Befürchtungen, die uns die Gefühle vermitteln, wie rationale Bedrohungen (und sie kommen doch aus dem Unbewussten, aus schlechten Erfahrungen und Erlebnissen). Und umgekehrt ist es oft so, dass wir unsere vernünftigen Überlegungen mit Emotionen vermischen (und dann können wir nicht mehr vernünftig und rational denken). Wichtig erscheint mir: beide haben das Recht, da zu sein, aber keine der beiden Seiten hat alleine Recht (wenn sie uns das auch immer vermitteln wollen). ICH bin diejenige, die zwischen den beiden Seiten vermittelt. Beide wollen ernst genommen werden, beide wollen angehört werden, aber automatisch richtig ist keine der beiden.

So kann das obige Bild für die rationale Seite bedeuten, dass das Wetter schlecht ist, dass man Schnee schaufeln muss, dass es kalt ist, dass diese Person auf dem Bild friert und noch einen weiten Heimweg hat. Es kann aber auch die Gefühlsseite angesprochen sein, die sich in diese Situation so einfühlt, dass sie sich nach so viel Schnee sehnt oder froh ist, dass sie nicht in dieser Situation ist. Es kann also Sehnsüchte und Hoffnungen, oder Befürchtungen und sogar traumatische Erfahrungen auslösen. Das heißt: beides ist richtig, beide Seiten haben absolut Recht mit ihren Beiträgen. Wie ich mich aber selbst nun verhalte, das liegt in meiner Verantwortung, meiner Autonomie. Es ist das große UND: man muss Schnee räumen UND das kann (zB) eine schöne Erfahrung sein.

Was hat das alles mit Feiern zu tun? Ich finde, es ist wichtig, sich selbst (und andere) in ihren Sorgen und Ärgernissen ernst zu nehmen, sich und anderen zu erlauben, frustriert, erzürnt oder verängstigt zu sein, denn sonst verdrängen wir etwas. Aber es gibt auch das UND. Und trotzdem dürfen wir uns immer wieder am Leben erfreuen. Trotzdem ist es ein neues Jahr, mit neuen Hoffnungen und Chancen, und mit jeder Menge „Perlen“, die wir auch heuer wieder einfangen dürfen.

So wünsche ich Ihnen: dass Sie dieses Jahr feiern, in einer Art, wie es heuer eben möglich sein wird. Das Leben ist reich an Freuden, jeden Tag gibt es so viel zu entdecken und zu feiern. Das Leben ist alles: Freud UND Leid, Hoffnung UND Sorge, Lachen UND Weinen, Winter UND Sommer. Das Leben ist gut, und es ist gut, am Leben zu sein. Und das alleine ist ein Grund, zu feiern, auch und besonders 2021!

Jean-Paul S.: Der Aufschub

19. März 2018

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Jean-Paul ist völlig außer sich, als er in die Sitzung kommt:

„Stellen Sie sich vor, ich habe mein Leben noch einmal geschenkt bekommen! Ich bin in einen Autounfall verwickelt gewesen, und vollkommen verletzungsfrei aus dem Auto ausgestiegen! Sie erinnern sich an den Schneefall vor zwei Wochen? Da bin ich  in einer Kurve ins Rutschen gekommen und das Auto ist von der Strasse abgekommen und einen Hang hinunter gerutscht. Das ist alles so schnell gegangen, das Auto hat sich mehrmals überschlagen, ich habe mich gefühlt wie in einer Waschmaschine. Ich habe mir nur gedacht: hoffentlich knalle ich nirgends dagegen, und wie ich unten angekommen war, bin ich einfach ausgestiegen und habe mir nur gedacht: Wahnsinn!“

Er erzählt noch ein wenig über das Vorher und Nachher, über die Begleitumstände, was mit dem Auto geschehen ist und was das alles für ihn bedeutet.

Sie haben gesagt, Sie haben Ihr Leben noch einmal geschenkt bekommen – was werden Sie mit diesem Geschenk machen?

rope-1465296_640„Ich werde mich jetzt endgültig von meinen alten Verstrickungen lösen. Die Situation mit  Simone klären. Mit meinen Eltern reinen Tisch machen. In der Arbeit mit den Angestellten einmal Klartext reden, endlich die Assistentin  kündigen, die ich schon lange feuern will. Wenn ich tot wäre, müssten die auch ohne mich leben.“

Gut. Wann fangen Sie an und wie werden Sie vorgehen?

„Ich muss schauen, wie ich mich gut von Simone trennen kann. Diese Ehe ist nur noch oberflächlich und verdient den Namen schon lange nicht mehr. Alle Versuche, sie zu retten, bleiben immer stecken. Simone will eine offene Beziehung, hat sogar schon einen anderen und sagt, ich kann das doch auch so machen, aber das gefällt mir nicht. Ich warte nur darauf, dass sie von selbst auf das Thema zu sprechen kommt, damit sie sich nicht gekränkt fühlt. Das täte mir leid, so will ich nicht sein.“

Es wäre gut, wenn Sie aufpassen, dass die alten Verstrickungen, wie Sie sie genannt haben, Sie nicht schneller einholen als Sie denken!

car-701770_640„Ja, aber meine erste Scheidung war mit so viel Streit verbunden, und ich musste so viel zahlen am Schluss. Das will ich nicht noch einmal erleben. Wenn sie von sich aus geht, ist das sicher ganz anders. Hoffe ich jedenfalls.“

Wenn es viel zu streiten gibt, ist das ein Zeichen, dass es auch viel gibt, um das gestritten werden kann, oder? Und bedenken Sie: wenn Sie es nicht tun, bekommt Simone einfach alles, falls die Situation das nächste Mal (von dem wir nicht hoffen, dass es eintritt, aber wir haben gesehen, es kann sehr schnell gehen!) nicht so gut ausgeht.

So hat Jean-Paul die Situation bisher noch nicht gesehen und er ist sich bewusst, dass die vielen Hemmungen und Befürchtungen, die ihn bisher so gehindert haben, das Leben zu leben, das er sich wünscht, schnell wieder an die Macht wollen. Wenn ich tot wäre, müssten die auch alle ohne mich leben – wird zu seinem neuen Motto, mit dem er sich wieder auf den Weg in sein „neues“ Leben macht. Hoffen wir, dass der Schwung anhält, mit dem er sich des Geschenkes bewusst ist, am Leben zu sein und dass er es schafft, ein Stück mehr von dem zu leben, was sein Traum ist!

Lustvoll: mit allen Sinnen genießen. Eine Einführung in die heurige Sommerreihe.

12. Juni 2017

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Heute beginnt meine Sommerreihe, und ich habe beschlossen, sie der Lust zu widmen. Viele denken dabei vielleicht vorrangig um Sex und Erotik, ja darum wird es auch gehen. (Am Ende, damit Sie am Ball bleiben ;), ein bisschen fies, aber was soll´s: Sex sells!)

Lust bedeutet, sinnlich zu genießen und wir werden uns mit den Sinnen beschäftigen, und wie wir diese Sinne zum Lustgewinn gebrauchen können (bzw. was wir alles tun, mit dem wir es manchmal verhindern).

Ich möchte mit der Frage beginnen, ob es überhaupt „erlaubt“ ist, Lust zu haben. Ein Witz sagt, alles, was Spaß macht, ist entweder eine Sünde oder es macht dick. Lust zu haben ist verboten, unmoralisch oder ungesund?

Wie geht es Ihnen, wenn Sie „lustvoll“ hören?

Wir alle werden aufmerksam – entweder wegen der Vorfreude oder wegen der Angst. Das ist nebenbei bemerkt auch der Grund, warum „Sex sells“: weil es zwar verboten ist, aber dennoch unsere Neugierde weckt.

Wieso bekomme ich nur Bilder von halbnackten Frauenkörpern, wenn ich Sinnlichkeit google? Was ist mit den Männern – leben die nicht sinnlich? Oder Kinder? Ich kenne kaum Erwachsene, die so lustvoll sinnlich sein können wie Kinder, die ihre Freude an der Körperlichkeit noch nicht verloren haben. Ein Kleinkind, das in die Luft geworfen und wieder aufgefangen wird, beim Schaukeln, ein schmatzender Säugling, ein Kind, das im Sand spielt, mit viel Wasser alles zu einem dicken Brei macht – all das ist Sinnlichkeit pur.

Lust ist ein Körpergefühl – dass es gut ist, diesen zu haben, und ihn zu spüren. Der Körper ist ein „Spielzeug“, das wir bekommen haben und das wir lernen müssen, richtig zu benutzen. Dann macht es sehr viel Freude. Aber wenn man ihn nicht mag und daher nicht gut behandelt, geht auch die Lust flöten.

Ich will Lust erleben, ich will mit allen Sinnen leben, ich will Freude am Leben haben!say-yes-to-the-live-2121044_1280

Können Sie das so für sich unterschreiben, oder was passiert mit Ihnen, wenn Sie so ein Bekenntnis zum lustvollen Leben hören? Gibt es (vielleicht eine alte) Scheu, ein altes Verbot? Wollen Sie um jeden Preis brav sein, moralisch leben, nicht dick werden? All das sind gute Vorsätze, gegen die gar nichts einzuwenden ist – aber UM JEDEN PREIS?

Was ist der Preis, den Sie für Ihr Brav-sein bezahlen?

Bei den meisten Menschen ist es die Lust, die man verliert. Keine Freude am Leben, innere Leere, Sinnlosigkeitsgefühle. Das ist schade, und gar nicht notwendig. Denn lustvoll zu leben ist nicht automatisch unmoralisch oder ungesund. Lustvoll zu leben ist nicht ein Leben „nach Lust und Laune“, mit keinem Gedanken an morgen. Lustvoll ist offen für alle Möglichkeiten, schließt erst einmal nichts aus und sagt eher „Warum nicht“ als „Geht nicht“.  Die Lust sagt zu etwas Unbekannten „aha, interessant“ und nicht „igitt, kenn ich nicht“.

Lassen Sie sich nicht von Angst leiten

sondern von Lust verführen!

 

Ich freue mich, wenn Ihnen meine Beiträge gefallen und freue mich, wenn Sie öfter mal „vorbeischauen“ oder auch persönlich mit mir Kontakt aufnehmen!